23.September
Schweiz: meist am 3. Sonntag im September = eidg. Dank- , Buss- und Bettag
Deutschland: 1. Sonntag im Oktober, in andern Ländern an unterschiedlichen Daten zwischen Michaelstag (29. Sept.) bis spätestens gegen Ende November (z.B. Thanksgiving in den USA)
Herbst und Erntedank
23. September - Herbstbeginn = Beginn „Feierabend“ des Jahres
In der Schweiz seit 1832 Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag am 3. Sonntag im September, in Deutschland oft am ersten Sonntag nach Michaeli im Oktober, in anderen Ländern unterschiedliche Daten zwischen Michaelstag (29. Sept.) bis spätestens gegen Ende November (z.B. Thanksgiving in den USA).
Natur: Vogelzüge nach Süden, Verfärbung der Blätter, Stoffliches zieht es zur Erde zurück, Seelisches entweicht in geistige Sphären.
Leitmotiv Herbst: Übergang und Schwelle von äusserer Welt ins Innere; physisch und seelisch zurückziehen in die Erde, ins Haus, ins Eigene, ins Seelische, ins Himmlische.
Leitmotiv Erntedank: Staunen, danken, wertschätzen und feiern der Ernte und anderer Segnungen des Lebens wie Friede, gute Beziehungen, Wohlstand, Gesundheit, Wohnung, Wärme, Bildung. Erntedank auch im übertragenen Sinn, Ende / Ernte der Bemühungen eines Jahres / Tages / Projekts = Rückschau, Beurteilung, Verinnerlichung (Hat sich etwas entwickelt? Wie weit konnte eine Frucht reifen? Was kann ich allenfalls verändern / verbessern und wie?) ➞ „Faules“ kompostieren.
Weitere Themen:
Hunger in der Welt:
Jedes Jahr verhungern ca. 30 Mio. Menschen, etwa 80’000 pro Tag. 800
Mio. Menschen leiden an Unterernährung, obwohl die weltweite
Produktion an Nahrungsmitteln den Gesamtbedarf um 10% übersteigt ➞
gerechte Verteilung der Güter, Kapitalfluss (Arme immer ärmer,
Reiche immer reicher), teilen und weitergeben im Kleinen:
Bewahrung der Schöpfung / Umweltschutz: Woher kommt unsere Nahrung
(und wie wird sie produziert), woher kommen unsere
Gebrauchsgegenstände (und wie werden sie entsorgt) ➞ Ausbeutung und
Verschmutzung unserer Böden, Wälder und Meere durch Abfälle, Gifte,
Hormone usw. Was können wir selber dafür / dagegen tun?
Sinnbilder: Getreidegarben / Brot (vgl. Christus bezeichnet sich als „Brot des Lebens“) und Trauben / Wein (Süsse, Fülle, Fröhlichkeit, Blut, Lebenskraft, die uns durch den Winter/Tod trägt, vgl. Christus bezeichnet sich als den „wahren Weinstock“, der die Gläubigen wie Zweige an sich trägt)
Brauchtum:
Seit Urzeiten feiert man Erntedank in fast allen Kulturen und
Religionen, denn ohne Ernte gibt es kein Leben. Rituale früher:
Opfergaben an Götter / Göttinnen und frohe Feste im profanen Rahmen.
Wie kaum ein anderes Fest eignet sich der Erntedank deshalb auch für
religionsübergreifende Feiern. Für die drei abrahamitischen
Religionen bietet sich dabei der Aaronitische
Segen an, der gleichermassen von Juden, Christen und
Muslimen angewendet wird:
„Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht (im Islam: Licht) über dir leuchten
und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht (im Islam: Licht)
dir zu und schenke dir Frieden / Heil.“
Ursprung des 3300 Jahre
alten Segens:
Aaron war Moses Bruder, der erste Hohepriester
Israels und damit Ahnherr der Levitischen Priesterschaft. „Der Herr
sprach zu Mose: Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die
Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich…“ (4. Mose
6,22-26). Dieser priesterliche Segen hat sich im Judentum über
Jahrtausende erhalten. Im Christentum wird er am Schluss des
evangelischen und katholischen Gottesdienstes gesprochen. Im Islam
wird dieser feierliche Segen im privaten Bereich verwendet, z.B.
wenn jemand verreist oder vor etwas Belastendem wie Prüfung,
Operation o.ä. steht. Die Worte Antlitz werden im Islam mit „Licht“
(Gottes) wiedergegeben, sonst ist der Wortlaut identisch.
Im Judentum: Entspricht zeitlich und
inhaltlich dem jüdischen Laubhüttenfest / Sukkot. Es ist ein
siebentägiges, fröhliches Dankfest zur Erinnerung daran, wie Gott
den Israeliten auf ihrer 40-jährigen Wüstenwanderung ins gelobte
Land alles schenkte, was sie brauchten. Manche Juden bauen zur
Sukkotzeit einfache Schutzhütten aus Zweigen mit grossen Blättern.
In den Hütten wird gegessen und Kinder schlafen darin, wenn es warm
genug ist.
Zur Zeit des AT war es Brauch, Garben für die Armen
liegenzulassen.
Im Christentum: Im Mittelalter gab es
Votivmessen und Spenden des Wettersegens. Früher wurde der erste
Wagen der Ernte in andächtigem Schweigen heimgeführt, die letzte
Garbe war die sogenannte Betgarbe, die manchmal zu einer Kornmutter
verarbeitet wurde. Erinnert an Mutter Erde (Ägypten =
Fruchtbarkeitsgöttin Isis, Griechenland = Fruchtbarkeitsgöttin
Demeter, Römer = Fruchtbarkeitsgöttin Ceres; Im Christentum nimmt
Christus diese Rolle ein).
Heutzutage schmückt man Altäre in
Kirchen, Festplätze, Festwagen oder Marktstände reichlich mit
Früchten, Gemüsen, Getreidegarben, Blumen u.ä.m. Je nach Anlass
erfolgen gemeinsames Singen, Beten, Danken, Umzüge mit viel
Fröhlichkeit und Tanz, dies oft in Lokaltrachten. Es gibt spezielle
Märkte, Schnittersonntage oder andere Anlässe, wie z.B die „Sichlete“
in der Schweiz. Man bäckt Erntedankbrote, auf die mancherorts vor
dem Verzehr mit dem Finger ein Kreuzzeichen gemacht wird. Es gibt
Früchtekuchen (am Bettag in der Schweiz Zwetschgenkuchen), man
bereitet Eintöpfe, Gemüsesuppen, Kartoffeln im Feuer, Bratäpfel und
andere passende Festspeisen. Eine gesunde Leckerei ist der
Holunderhonig (3 Esslöffel Beerensaft mit 500 g Honig vermischen).
Mancherorts wird Erntedank zusammen mit der Weinlese gefeiert,
gelegentlich auch mit dem Michaelstag.
Zu dieser Jahreszeit
gehört das Haltbarmachen von Speisen aus Garten und Feld: dörren,
einkochen, einfrieren, einsalzen, räuchern. Das macht vor allem
gemeinsam Spass!
Abendliche Rückschau:
Mit dem jährlichen
Dankfest verbunden ist der tägliche kleine Erntedank am Abend, die
regelmässige Reflexion des Erlebten, sowie das Gebet, das uns auf
den nächtlichen Eingang in höhere Dimensionen vorbereitet. Der
nachfolgende Schlaf ist wie ein kleiner Winter, in dem vieles ruhen
und heilen kann, damit man den nächsten Morgen mit einer neuen Sicht
auf die Dinge beginnen kann. Vgl. die Redewendung “etwas
überschlafen“.
Gestalten: Sammeln und Schmücken mit
Naturmaterial wie Hagebutten, Pfaffenhütchen, Bucheckern, Eicheln,
Kastanien, Ähren und vielem mehr; daraus Ketten, Kränze,
Naturpuppen, Zwerge und andere Dekorationen basteln.
Ähren
gegebenenfalls mit Blumen zu Sträussen oder Kränzen*) binden,
Getreidegeflechte herstellen und beides mit bunten Bänden verzieren
(Türen, Esstische, Kirchenbänke damit schmücken), Erntedankkronen
aus Wellkarton mit Ähren bestecken, Erntedankkörbe befüllen, essbare
Halsketten herstellen (Kürbiskerne, Dörrfrüchte, Nüsse auffädeln),
Servietten oder Tischtücher mit Fruchthälften bunt bedrucken, Mosaik
oder Mandala aus Samen, Nüssen, Dörrfrüchten oder mit frischen
Fruchtschnitzen gestalten, bunte Blätter in Büchern pressen und
beschweren oder in heisses Wachs tauchen und so haltbar machen,
Herbstkronen aus bunten Ahornblättern stecken (zwei Blätter an den
Rändern übereinanderlegen, dann ein dünnes Zweiglein wie eine
Stecknadel durch die doppelte Lage stechen; ff auf den anderen
Seiten)
*) Kranz binden: Strohring kaufen oder länglich
zusammengeknüllte Zeitungen mit Draht zu einem Ring binden. Ähren
oder Pflanzenmaterial in kleinen Bündelchen schuppenartig
übereinanderlegen und mit Blumendraht auf dem Ring befestigen.
Ganzjährige Erntedankschale: Auf kleinen Zetteln werden ganz besondere Erlebnisse, aber auch kleine Sternstunden des Alltags (Naturstimmung, schöne Begegnung / Berührung, gutes Gespräch, feines Essen, toller Film,… ) stichwortartig festgehalten. Von Zeit zu Zeit können wir sie lesen, uns noch einmal freuen und Dankbarkeit in uns aufsteigen lassen.
29. September: Fest zu Ehren des Erzengels Michael, der das Böse bekämpft. Vgl. das Urdrama des Engelsturzes und die Entstehung der Widersachermächte; der Mensch als gefallener Engel auf dem Rückweg aus dem Totenreich zurück zu Gott - unter dem Schutz Michaels und seines Heeres.
Michael - 29. September
Ein Fest zu Ehren Michaels ist seit dem 5.
Jh. bekannt, seit 1969 zusätzlich auch Gedenktag aller drei in der
Bibel vorkommenden und westkirchlich anerkannten Erzengel (Michael,
Raphael, Gabriel). Heutzutage ist es ein eher wenig begangener
Festtag, jedoch wieder am Aufleben, ähnlich wie Johanni-Mittsommer.
Inhaltlich thematisch geht es um zentral menschliche Fragen wie
'Entstehung des Bösen' und 'Umgang mit dem Lebensfeindlichen' (siehe
Abschnitt "Themen" weiter unten). So gesehen stellt Michaeli im
Grunde genommen ein unabdingbares Gegenüber zu Ostern dar, wo die
Erlösung von dem Bösen und das Überwinden der Todeskräfte im
Mittelpunkt stehen.
In Wales (Grossbritannien) soll der
Spätsommer auf walisisch "Kleiner Spätsommer St. Michaels" heissen.
Steinerschulen: mehrwöchige Michaels-Zeit
Der Name Michael bedeutet "Wer ist wie Gott?". Diese rhetorische Frage richtet sich an den Teufel / Luzifer / Satan, welcher sich gemäss biblischer Überlieferung vor Urzeiten im Himmel, also in noch rein geistigen Dimensionen, eine gottähnliche Stellung angemasst hat (vgl. Engelsturz weiter unten).
Jüdische Tradition: Michael ist der besondere Beschützer des Volkes Israel; vgl. Dan. 10,13 und 12,1; Josua 5,13; Jes. 27,1 (Drachen oder gewundene Schlange, die der Herr mit seinem Schwert heimsuchen wird)."
Christentum: Michael vertreibt Luzifer /
den Drachen mit seinen abtrünnigen Engeln aus dem Himmel =
Engelsturz (Off. Joh. 12. 7-10) und Entstehung
der Widersachermächte. Vgl. "Ich sah den Satan wie einen
Blitz vom Himmel fallen", Luk 10, 18. Gefallene Engel siehe auch 2.
Petrus 2, 4 und Judas 1, 6, sowie gleichnishaft im AT Jes. 14,12 und
Ez. 28, 12-19. Wir Menschen sind als Abgefallene / geistig Tote, im
Dienste Aeons (des Teufels) stehend durch Jesus Christus von dieser
Urtrennung erlöst worden (vgl. Eph. 2, 1-7).
Hinweis
dazu: Im frühen Christentum lehrte Origenes an der berühmten
Christenschule in Alexandrien: Wir Menschen sind
die gefallenen Engel, die sich aber bereits auf dem Rückweg
zu Gott befinden, im Gegensatz zu den Widersachermächten, die zur
Zeit noch im Machtbereich Luzifers wirken und den Aufstiegsprozess
ihrer gefallenen Mitgeschwister / der Menschen zu behindern
versuchen. Daher kommt das Böse in unserer Welt, denn wir sind
unvollkommene, im Aufstieg begriffene Wesen (vgl. Jesus: "Ich bin
von oben her, ihr seid von unten her", Joh, 8,23), die hier auf der
Erde darum ringen, das Gottesreich wieder zu erlangen. Nach
Origenes ist dieser grosse Auferstehungsprozess jedoch nicht
aufzuhalten, und einst wird die Zeit kommen, da auch „der letzte
Feind“ – Luzifer – wieder zu Gott und Christus zurückkehrt, damit
alles im Himmel, also in einer geistigen Dimension, wieder vereint
sein wird. Dies ist dann das Ende der materiellen Schöpfung, die
nur zum Zweck dieser Heimführung überhaupt entstanden ist und die
ja tatsächlich vergänglich ist, wie wir heute wissen: Die Sonne
wird einmal ausgebrannt sein, und sogar das Universum „altert“.
Bei der Höllenfahrt Christi kämpft Michael im Totenreich
an der Seite Christi mit seinen Heerscharen gegen die
Widersachermächte (vgl. Kapitel Ostersamstag).
In der späteren
christlichen Tradition sah man in Michael den Begleiter, der die
Verstorbenen in den Himmel führt, wo er als Seelenwäger über sie
richtet. Mancherorts wird er auch als Heiler verehrt.
Michael
gilt als Anführer des Engelheers und wird deshalb in der Kunst oft
als Krieger in Rüstung dargestellt, mit Schwert, Lanze, Schild, Waage
und gelegentlich einer Weltkugel.
Michael bestärkt Menschen in
ihrem Einsatz für das Gute und unterstützt sie "mit der
Waffenrüstung Gottes" im Kampf gegen die Widersachermächte.
"Ziehet die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr den listigen
Anschlägen des Teufels standhalten könnt! Denn unser Ringkampf geht
nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Gewalten, wider die
Mächte, wider die Beherrscher dieser Welt der Finsternis, wider die
Geisterwesen der Bosheit in den himmlischen Regionen. Darum
ergreifet die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage
Widerstand leisten und alles vollbringen und standhalten könnt! So
haltet nun stand, an euren Lenden gegürtet mit Wahrheit und angetan
mit dem Panzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füssen mit
Bereitschaft für das Evangelium des Friedens, und ergreifet bei dem
allem den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des
Bösen werdet löschen können! Und nehmet an euch den Helm des Heils
und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist", Eph. 6,
11-18.
Apokryphes Henochbuch (Teil der
abessinischen Bibel bis heute):
„Ein Beispiel eines Abfalls von
Engeln findet sich auch im vorchristlichen 1. Henochbuch, das im
frühen Christentum hohes Ansehen genoss, aber keine Aufnahme fand in
den Kanon der biblischen Bücher. Seine Bedeutung kommt jedoch darin
zum Ausdruck, dass Henoch im Alten und im Neuen Testament erwähnt
wird. [...]. Als Beispiel für die Kraft des Glaubens wird er im
Hebräerbrief erwähnt: 'Wegen seines Glaubens wurde Henoch entrückt,
damit er den Tod nicht sehen sollte, und er wurde nicht mehr
gefunden, weil ihn Gott entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat
er das Zeugnis empfangen, dass er Gott wohlgefallen habe.'
In
seinem Buch ist eine alte jüdische Tradition überliefert, die
besagt, Hauptursache des Bösen sei der Abfall von Engeln. Vor allem
Luzifer, der Lichtträger und strahlende Engel sei daran schuld, da
er seinen Thron über den von Gott erheben wollte. In seinem
übersteigerten Hochmut wandte er sich gegen Gott. Dafür sei er mit
seinen Anhängern aus Himmelshöhe in den teuflischen Abgrund geworfen
und Fürst der Hölle geworden und so zum Prinzip des Bösen.“ (aus:
Hans Ulrich Schäfer, „Bern – Stadt der Engel“)
Bei den Essenern (das Essenertum ist eine jüdische Bewegung zur Zeit Christi so wie auch das Pharisäertum und Sadduzäertum) ist von „Söhnen des Lichts und der Finsternis“ die Rede und vom Kampf der Lichtmächte mit denen der Finsternis, der jedoch mit dem Sieg des Guten enden wird.
Die Katharer, eine harmlose
Sondergemeinschaft, die im Mittelalter jedoch brutal ausgerottet
worden ist *, betrachteten den Engelsturz als zentrales Ereignis zum
Verständnis der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Die
Katharer lehrten, dass wir Menschen in Wirklichkeit gestürzte Engel
sind, deren Aufgabe es ist, immer aufs Neue wiedergeboren zu werden,
bis wir endlich im Stande sind, das Stoffliche abzuwerfen. Dann
werden wir, wie Jesus vor uns, zu den Engeln im Himmel emporsteigen.
Katharer predigten zudem eine vegetarische Lebensweise und
Gewaltlosigkeit. Männer und Frauen galten als gleichwertig.
*)
Katharer-Holocaust, vgl. Zitat von Mönch Arnold Amaury: „Etwa 20’000
liess man heute über die Klinge springen ohne Rücksicht auf Alter
und Geschlecht.“
Islam: Im Koran, Sure 2,98, wird Michael erwähnt: "Wenn einer Gott und seinen Engeln und dem Gabriel und dem Michael Feind ist, so ist (umgekehrt auch) Gott den Ungläubigen Feind".
Michael, Drachenkampf und Urdrama in anderen
Kulturen / Religionen: Der Michael-Archetyp tritt in vielen
Religionen und Mythen unter verschiedenen Namen auf, und eine
Geister- oder Götterentzweiung im Uranfang ist ebenfalls ein
zentrales Thema.
Der altiranische Religionsstifter und Prophet
Zarathustra (630 v. Chr.) schrieb: "Es stürzte kopfüber hinab aus
dem Himmel der lügenhafteste der Devas, der erzverderbliche Arge
Geist (angra mainyu oder Ahriman)". Vgl.: Auch im NT wird der Teufel
durch Jesus als "Vater der Lüge" (Joh. 8, 44) bezeichnet, und Jesus
"sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen", Luk 10, 18.
Zarathustra beschreibt Michael in seinen Gesängen als Sraosha, was
"Gehorsam" oder "Disziplin" bedeutet. Er ist der streitbare
Vollstrecker göttlicher Weisungen und der Richterengel, den
Zarathustra nach seinem Tod erwartet (Quelle: Prof. W. Hinz,
"Zarathustra", Verlag Kohlhammer).
Bei den alten Griechen
erscheint uns der Michaelarchetyp als Chronos, welcher die
ungetreuen Götter vom Olymp in die düstere Unterwelt verstiess. In
Babylon besiegt Marduk den Chaosdrachen. In Griechenland überwindet
Apoll den Pythondrachen, und Zeus besiegt nach wechselvollem Kampf
Typhon, einen Feuer speienden Schlangenriesen und begräbt ihn unter
Süditalien (wenn er sich regt, brechen Vulkane aus). In der
altindischen Rigveda, verfasst um 1250 v. Chr., wird Michael Indra
genannt, "der den Himmel stürzte [...], der den Drachen schlug, der
Unwiderstehliche im Kampfe [...], der dem Übermütigen nicht
verzeiht". Er wird als starker Stier* beschrieben, der Rauhina (den
Teufel), als er den Himmel stürmen wollte, mit dem Donnerkeil in der
Hand in den Abgrund stiess. Er befeuert nicht nur die Kämpfer (gegen
das Böse), sondern auch die Matten und Elenden, den hilfesuchenden
Beter (ab 'altindische Rigveda' zusammengefasst aus "Aus Michaels
Wirken", Mellinger Verlag, Stuttgart, S. 36).
Im Hinduismus
tanzt Shiva, der Gott der Zerstörung, auf dem Dämon der
Unwissenheit. Er ist aber auch ein Heilbringer, ähnlich wie Michael,
der ebenfalls mancherorts zusätzlich als Heiler verehrt wird. Sein
Attribut ist der Linga, das männliche Kraftschwert, sein Reittier
der Stier*. Shivas Wohnsitz liegt auf dem Berg Kailash. Er hat zwei
Söhne, den Kriegsgott Karttikeya und Ganesha, der Wissen,
Intelligenz, Weisheit und Stärke verkörpert. Shiva wird als
ekstatischer Tänzer dargestellt oder als meditierender Asket mit
drittem Auge. Auch seine Gattin Durga / Shakti / Parvati (=
Bergtochter) bekämpft als Kali (= die Schwarze) oder Tschandi (= die
Grausame) Dämonen. Sie wird dargestellt mit Waffen und Totenköpfen.
Als Annapurna (= die Gnädige) hingegen spendet sie Speisen. Das
Shivafest „Durga Pudscha“ in Bengalen findet im Sept. / Okt. statt,
in unserer Michaelszeit.
*) Parallelen zum Stier als Attribut
oder Stellvertreter Michaels: In einigen europäischen Legenden
kämpft an Stelle von Michael ein Stier gegen den Drachen, dies
ebenso in künstlerischen Darstellungen, wie z.B. auf dem
Drachenbrunnen vor dem Rathaus in Kopenhagen, Dänemark. Vgl. auch
Vision Ezechiels 1, 4-10.
Platon spricht vom Abfall aus einer Welt der Ideen in eine materielle Welt.
Im buddhistischen Pali-Kanon lesen wir den Mythos von lichten Geistwesen, die ihre Lichtkraft verloren haben.
Heutige Mythen, die dieses Urmotiv
aufnehmen:
J. R. R. Tolkien erzählt in seiner Vorgeschichte zu
„Herr der Ringe“, dem „Silmarillion“ von der Urtrennung in
mythischer Vorzeit.
Star Wars Mythos (Filmreihe): Darth Vader
ist am Anfang kein Schurke, sondern die starke und machtvolle
Gestalt Anakin Skywalker, welcher aber schliesslich die dunkle Seite
wählt (vgl. Luzifer, der als hoher und machtvoller Engel zum Teufel
und Fürsten der Finsternis wurde).
Michael-Heiligtümer: Während der Christianisierung wurde der Wotan / Odin - Kult oft abgelöst durch eine Michaels-Verehrung. An alten Kultstätten entstanden nicht selten Wallfahrtsorte. Der erste und älteste Europas besteht seit 490 n. Chr., der Monte Sant'Angelo, Garcano in Apulien, Italien. Der bekannteste hingegen ist der Mont Saint-Michel an der Atlantikküste in der Normandie, Frankreich.
Sinnbilder:
Das
Schwert steht für Macht, Kraft, entscheiden, urteilen. Es
steht für die scharfe Trennung zwischen Gut und Böse, Lüge und
Wahrheit, Finsternis und Licht, geistig Totem / Abgefallenem und
geistig Lebendigem / Göttlichem. Vgl. z.B. "Die Flamme des zuckenden
Schwertes" der Cheruben / Wächterengel vor dem Paradies (Gen. 3,24),
aber betreffend uns Menschen auch Jes. 2,4 (Schwerter zu
Pflugscharen machen = keine unnötige Gewalt anwenden!).
Die Waage brauchen wir zum Abwägen vor
Entscheidungen ➞ Urteilsbildung, Gerechtigkeit, Gewissen (29.
Sept. Sternzeichen Waage!).
Der Drache
verkörpert in verschiedenen Schöpfungsmythen die antigöttlichen
Widersachermächte, die Chaos stiften. Er erscheint je nach Kontext
als eine Art Mischwesen aus Schlange (vgl. AT Schlange Leviathan
Jes. 27,1), Echse, Vogel, Löwe, Krokodil (vgl. AT Krokodil
Leviathan, Hiob Kap. 40 und 41; Krokodil Sobek oder Apophischlange /
Drachen der Finsternis bei den Ägyptern) und Hund (vgl. griechischer
Höllenhund Kerberos, der das Totenreich bewacht und in der
nordisch-germanischen Mythologie der Höllenhund Garm, wahrscheinlich
identisch mit dem Fenriswolf, einem Sohn Lokis und Hauptfeind der
Götter, der an die Unterwelt gefesselt ist). In asiatischen Kulturen
erscheinen Drachen mehrheitlich als himmlische und glückbringende
Wesen, obwohl es auch dort niedrige Drachen gibt, die keine gute
Rolle spielen. Luzifer (= Lichtträger!) war ja einst auch ein
strahlender Lichtengel. Vgl. dazu das Wort Seraphim: Es leitet sich
vom hebr. Wort saraph / brennen ab, das auch für Schlange oder
fliegender Drache verwendet wird. Seraphime werden als feurige,
sechsflügelige Engel beschrieben, die den Thron Gottes umschweben.
Leitmotiv: Mit klarem Geist unterscheiden, was dem Guten dient und was sich destruktiv auswirkt und demzufolge eingeschränkt oder bekämpft werden muss. Sich mutig mit Widerständen auseinandersetzen, dazu das „Schwert“ der Gerechtigkeit und einen messerscharfen (!) Verstand nutzen. Der "Drache" in oder ausserhalb von uns muss bezwungen oder vorläufig eingesperrt und dann nach und nach zum Guten verwandelt oder geheilt werden. Es geht also nicht darum das Böse zu vernichten oder zu verdrängen, sondern das Lebensfeindliche zu erkennen und sich mutig damit auseinanderzusetzen, um es dann letztlich wieder integrieren zu können. Als verdrängter Schattenanteil wirkt es aus dem Verborgen heraus und kann so - unerkannt - nicht bekämpft und auch nicht erlöst werden. Vgl. Höllenfahrt Christi (Kap. Ostersamstag) = Konfrontation mit dem Bösen!
Themen: Wie kam es zur Entstehung des
Bösen? Gut-Böse ist grundlegendes Thema in fast allen Religionen,
Märchen und Mythen. Durch Menschen werden auch destruktive Neigungen
ausgelebt. Entsprechende Beispiele aus dem Alltag: Lächerlich
machen, üble Nachrede, Lügen, Mobbing, Betrug, Erpressung, Streit
bis zu körperlichen Übergriffen und Mord, sowie Machtmissbrauch
jeglicher Art. In der Weltpolitik sind es Ausbeutung, Unterdrückung,
Gewaltanwendung und kriegerische Machtdemonstration, welche
unendliches Leid verursachen. Die Kraft und manchmal auch
Faszination des Bösen sind nicht zu unterschätzen. Im "Unser Vater"
bitten wir explizit um Erlösung davon und wollen nicht in Versuchung
geführt werden.
Im konkreten Fall müssen wir uns fragen: WAS
ist oder wirkt „böse“? (Achtung: Es ist einfach, das "Böse" auf
einen vermeintlichen Feind zu projizieren, anstatt vor der eigenen
Türe zu kehren.) Wie kann es in Schach gehalten oder überwunden
werden? Wo und wie muss / darf man sich allenfalls abgrenzen oder
sogar mutig kämpfen, wenn Lebensfeindliches überhandnehmen will? Wir
müssen dabei klare Urteile „fällen“ und Entscheidungen „treffen",
wie es die deutsche Sprache bildlich und passend als Kampfhandlung
ausdrückt. Dazu brauchen ein reines Ge-Wissen, das heisst, wir
sollten wissen was recht oder unrecht ist. Können Konflikte
allenfalls in einem „friedlichen Kampf“, in einer fairen
Auseinandersetzung gelöst werden? ➞ Fokus auf das Konstruktive
richten!
Theodizee-Frage: Weshalb lässt Gott das
Böse zu, wenn er doch allmächtig und gut ist?
Damit verbunden
ist die Frage des freien Willens und der Folgen des Missbrauchs
dieser Freiheit (göttliche Gesetze übertreten können, Trennung und
Leiden erfahren), sowie die daraus resultierende
Entwicklungsmöglichkeit. Vgl. “Aus Fehlern wird man klug".
Leidensdruck bewirkt Veränderungen. Dies gilt auch körperlich, denn
nur wer Schmerzen hat, merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und
sucht Heilung. Vom Bösen oder Übel lossagen muss sich jeder aus
freiem Willen, denn man kann jemanden nicht zu seiner Erlösung / zum
Guten zwingen, vgl. dazu das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Luk. 15,
11-32). Man kann Türen öffnen, Brücken bauen (vgl. Erlösung Jesu für
die ganze Menschheit!) - gehen muss jeder den Weg selber.
Natur: Tag- und Nachtgleiche ist eben
vorüber, das Licht beginnt abzunehmen, es wird draussen immer
dunkler. Dieser Dunkelheit können wir ein inneres oder äusseres
Licht entgegensetzen, z.B. den bewussten Fokus auf das Gute, Schöne,
Wahre oder ein Martinslicht (vgl. Laternenumzüge, siehe Kapitel
Martinstag) oder später im Dezember ein Lucialicht (siehe Kapitel
Lucia).
Auch in der Natur kommen wehrhafte Stacheln, Dornen u.ä.
vor (vgl. das Schwert Michaels).
Brauchtum: Michaelswecken /
Erntedankbrötchen (leicht gesüsster Hefeteig mit Rosinen),
Hafergebäck (stärkt Mut und Tatkraft), Überraschung unter dem
Kopfkissen (z.B. roter Mutstein), Kerzen mit Drachen verzieren
(Lichtflamme gleicht Schwert, die das Böse verzehrt / in Licht und
Wärme verwandelt), Ast- oder Wurzeldrachen mit Lehm oder
Holzmodelliermasse *) basteln, Michaelsengel gestalten (oder Engel
der Krippenfiguren nehmen) und dem Bösen / dem Drachen
entgegenstellen, Bild des Drachenkampfes auf Glas oder Plexiglas
malen, Holzschwert zimmern und golden / silbern bemalen,
Drachenkampfspiele, Drachenjagd, Drachen fliegen lassen,
Michaelsmärkte (war früher arbeitsfreier Tag). Viele Märchen und
Legenden nehmen das Michaelsmotiv auf (St. Beatus, St. Georg, der
Drache mit den sieben Köpfen usw.), aber auch wahre Geschichten,
z.B. über Jeanne d'Arc, welche durch Erscheinungen des Erzengels
Michael zur Rettung Frankreichs aufgerufen worden ist, oder
Erlebnisberichte von Menschen aus der Gegenwart, welche z.B. durch
himmlische Wächter oder Kämpfer vor Angriffen bewahrt worden sind.
*) Zwei Tassen feines Sägemehl mit einer Tasse Weissmehl und soviel
Wasser zusammen kneten, bis ein fester, modellierfähiger Teig
entsteht; kann an der Wärme getrocknet und bemalt werden.
Ritual Marktwaage: Auf einer Seite markiert ein dunkler Stein das Böse. Auf der anderen Seite legt man jedes Mal, wenn man etwas Gutes oder Schönes erlebt / getan / gesehen / gehört hat, einen kleinen Kieselstein oder Halbedelstein. Bald einmal bekommt das Postive mehr Gewicht, wenn die Waagschale auf der guten Seite herunterkippt. Damit "besiegen" die vielen Lichtblicke des Alltags die scheinbare Übermacht des Bösen oder das aufgebauschte Schlechte.
Michael und das Thema der Geisterentzweiung wurde in Kunst und Musik unzählige Male bearbeitet. Hier nur zwei Beispiele: Kantate von Johann Sebastian Bach, "Es erhub sich ein Streit", und Bild von Marc Chagall, "Sturz des Engels".
2. Oktober: Festtag zum Gedenken unserer himmlischen Begleiter
Schutzengelfest - 2. Oktober
Der ganze Oktober gilt frommen Katholiken als Schutzengelmonat.
Engel (hebr. mal’ak) bedeutet „Bote“.
„Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen
Wegen“, Psalm 91,11.
"Sind sie (die Engel) nicht alle
dienstbare Geister, zum Dienst ausgesandt um derer willen, die das
Heil ererben sollen", Hebr, 1, 14.
Die Bibel spricht an etwa 300
Stellen von Engeln.
Engel (gute und böse) sind in allen
Religionen und Kulturen bekannt.
Ihre Flügel sind Ausdruck
dafür, dass Engel nicht an Raum und Zeit gebunden sind. Sie
erscheinen oft unerwartet und verschwinden nie, ohne etwas bewirkt
zu haben. Engel werden gleich wie gläubige Menschen als Söhne und
Kinder Gottes bezeichnet. Der Unterschied besteht lediglich in der
Erscheinungsform. Da auch Engel mit Verstand und freiem Willen
entscheiden können zwischen Gut und Böse, kam es vor Zeiten zum
sogenannten Engelsturz (siehe Kapitel Michaeli). Seitdem können böse
Engel Menschen in Versuchung führen. Menschen sind inkarnierte Engel
auf dem Rückweg zu Gott. Wenn ein Mensch gestorben ist, sagen viele
Menschen: Er ist jetzt ein Engel.
Jeder Mensch hat einen (oder mehrere) geistige Begleiter/Führer. Jedem steht es frei, auf ihn zu hören oder innerlich von sich aus Kontakt mit ihm aufzunehmen. Inspirationen und glückliche Einfälle können jedoch nicht erzwungen werden. Es gibt viele Erfahrungsberichte zum Wirken der Engel. Sie können auch die Gestalt eines Menschen annehmen. Sie können in Visionen und Träumen auftreten. Ihre Bestimmung ist es, den Menschen Gottes Willen kundzutun oder göttliche Weisungen zu vollstrecken. Böse Engel führen Menschen in Versuchung.
Motiv: Der Schutzengel begleitet den Menschen von der Geburt bis zum Tod.
Themen: Schutz und Führung, aber auch das Hineinführen in vorbestimmte Schicksale; innere Stimme oder äussere Aussagen eines Menschen, die uns persönlich eine "Antwort" geben und wo wir spüren, dass ein Engel dazu inspiriert haben mag; bedeutungsvolle Ereignisse oder Begegnungen, bei denen eine höhere Führung mitgewirkt hat. Auch in Träumen können wir entscheidende Hinweise oder Trost erhalten. Achtung: Der Schutzengel behütet nicht vor allem Ungemach! Erfahrungen von Unglück, Leid und Krankheiten gehören zum menschlichen Leben und Lernen, sind gleichsam Übungs- und Wachstumsfelder bei der Reifung unserer Persönlichkeit / unserer Seele.
Rituale: Engelkarten ziehen, Engelecke einrichten oder Engelweg gestalten, Engellieder und Engeltänze lernen, mit getrockneten Kräutern räuchern oder himmlische Düfte verdampfen. Beispiele: Weihrauch zur Unterstützung von Gebet und Meditation; Wacholder zur Atmosphärenreinigung, Zeder und Zirbelkiefer zur Stärkung; Neroli, Rose, Mimose, Orange zur Stimmungsaufhellung. Düfte nach Belieben kombinieren.
Gestalten: Engelbild malen, Collage kleben (Thema: Schutz, Inspiration, ...), Kunstbild übermalen, ein Set Engelkarten selber herstellen, 'Himmel-Hölle' falten und mit Engelswünschen versehen, Hosentaschen-Engel auf flachen Stein malen oder Mini-Engelbild hinter ein Glasnugget kleben, Kartonteller-Engel schneiden / zusammenstecken, Engelsfigur gestalten aus Ton, Wolle, Filz, Stoff, Draht, Holz, Federn, Buntpapier, Tortenpapier, Geschenkpapier usw.
Engelkontakt unterstützen: Bücher lesen, die von Erlebnissen mit Engeln berichten; dem Engel einen Namen geben; Fenster der Stille in den Alltag einbauen, Anliegen innerlich mit dem Engel besprechen und auf Antwort lauschen (manchmal hilft es, sich vorzustellen was für einen Rat man als "Schutzengel" einem anderen Menschen in ähnlicher Situation geben würde); auf die innere Stimme des Herzens hören, die nur das Gute will; in der Meditation mit dem Engel einen Ausflug in die geistige Welt unternehmen; am Morgen nach dem Aufwachen und am Abend vor dem Einschlafen den Engel bewusst herbeirufen / begrüssen / sich bedanken / um Führung bitten; Engel einladen, um mit ihm zusammen zu Gott zu beten; Engel um einen Traum bitten; auf Zeichen und Fügungen achten; grundsätzlich eine freudige, aufs Positive gerichtete Stimmung pflegen. Engelnähe nimmt man wahr durch ein unerklärliches Hochgefühl, Leichtigkeit, "Weltumarmungs-Stimmung", aber auch Trost und Ermutigung. Gelegentlich spürt man leisen Tadel, ein schlechtes Gewissen, Reue über gesprochene Worte oder begangene Taten. Manche erfahren sanfte Berührungen, sehen Engel als Lichterscheinungen, riechen Wohlgerüche, hören himmlische Musik, oft Gesänge.
4. Oktober: Gedenktag des Franziskus (1181-1226), welcher als Diener Christi, seiner Mitmenschen und der ganzen Natur lebte.
Franziskus (1181-1226) - 4. Oktober
Sohn eines reichen Stoffhändlers in Assisi, hiess Giovanni Bernardone. Mutter Französin, von Vater Francesco (das kleine Französchen) genannt. Vater musste ihn aus Kriegsgefangenschaft freikaufen = Wendepunkt im Leben. Aus ursprünglich reicher Familie gab Franziskus alles weg und wurde Wanderprediger (bekanntes Beispiel: Vogelpredigt), solidarisierte sich mit Armen und Kranken, baute zerfallene Kirche auf, gründete Bruderschaft, pilgerte ins Heilige Land, empfing die Wundmale Christi, erblindete, pries die ganze Schöpfung (Sonnengesang). Sonstiges: Er inszenierte das erste Krippenspiel mit erwachsenen Menschen.
Motiv: Als Nachfolger Christi die ganze Schöpfung verehren und ihr mit Freude dienen.
Gestalten: Vogelhaus bauen, Futterglocke
für Vögel basteln oder Baumnussschalen mit Kokosfett füllen und
Sonnenblumenkerne hineinstecken, Kastanientiere basteln, aus
Salzteig, Fimo oder Lehm Tiere ausstechen oder formen (z.B. als
Weihnachtsbaumschmuck) u.a.m.
Anstelle eines Halloween-Kürbisses
mit böser Fratze gestalten manche am Franziskus- oder Martinstag
einen freundlich lachenden Kürbis. Aus dem ausgehöhlten Material
lässt sich feine Kürbissuppe herstellen.
Sinnbilder: Mönchsgewand, Wanderstab, alle Tiere, besonders Vögel, 4. Oktober seit 1980 Welttierschutztag
24. Oktober: Festtag zu Ehren des Erzengels Raphael, Gottes grosser Heilengel
Raphael - 24. Oktober
Festtag bis 1967 am 24. Oktober, heute auch am 29. September
Name Raphael: Gott heilt
Raphael ist der grosse Heilbringer und stellt das Urbild aller Schutzengel dar. Als heilender, also in die Ordnung zurückführender Engel, steht er im Gegensatz zum Chaos stiftenden Luzifer.
In katholischen Bibeln ist das Buch Tobit aufgenommen, in reformierten Bibeln nicht, in einigen Ausgaben jedoch unter den apokryphen Schriften. Inhalt:
Tobias wird unerkannt durch einen Engel in Menschengestalt begleitet. Er findet eine Braut, Sara, deren frühere Männer immer in der Hochzeitsnacht durch einen Dämon umgebracht wurden. Durch das Verbrennen von Fischherz und Leber befreit Engel Raphael Sara von diesem Fluch. Zuhause heilt Tobias mit Hilfe Raphaels seinen blinden Vater Tobit mit Fischgalle. Die vorangehenden Gebete um Heilung, sowohl des blinden Vaters als auch der geplagten Sara, spielen eine wichtige Rolle in der Tobitgeschichte.
Raphael wird als Patron/in der Reisenden, Auswanderer, Apotheker, Ärzte, Blinden und Kranken verehrt.
Thema: Lebensreise zu Gott aus dem Dunkel zum Licht, aus Not und Leiden zu Befreiung und Heilung, von blind zu sehend - auch im übertragenen Sinn zu verstehen. Ebenso führt Raphael sinnbildlich vom Winter in den Frühling.
Motiv: Leidenden Menschen Diener / Weggefährte (= griech. therapon) sein; einander heilend und tröstend beistehen.
Sinnbilder: Salbendose stellvertretend für alle Heilmittel; Fischleber für Leben, Fischherz für Liebe, Fischgalle für Schmerz, Leiden (= notwendig, um Krankheit zu erkennen und geheilt / heilig zu werden); der Fisch galt schon in der altjüdischen Überlieferung als Symbol für den zukünftigen Messias und wurde so das Sinnbild für Jesus Christus, den grössten aller Heiler.
Farben: in der jüdischen Mystik wird Raphael die Heilfarbe grün zugeschrieben. Grün steht für die Hoffnung und ist - oft zusammen mit rosa - auch die Farbe des Herzchakras.
Umsetzungsvorschläge: Für kranke Menschen beten, Heilsalbe herstellen (siehe Kapitel Kräuterweihe), einander eine wohltuende Massage oder eine andere Heilbehandlung schenken. Fische aus verschiedenen Materialien gestalten (z.B. Schlüsselanhänger). Fische als Speisen, Gebäck und Tischdekoration herstellen. Ein Blindenheim besuchen, sich um einen blinden Menschen kümmern, eine Spende für Blinde machen. Bilder zur Tobitgeschichte malen oder sie als Theater aufführen. Austausch zu folgenden Fragen: Wo war ich schon einmal wie „mit Blindheit geschlagen“ (im übertragenen Sinne blind) und habe etwas Wesentliches nicht erkennen können? Was hat die Wende bewirkt? Wo / wie habe ich in meinem Leben heilsame Begleitung oder Rettung erfahren durch einen lieben Menschen, Arzt oder den Schutzengel? Wo / wie kann ich ein solcher Weggefährte für andere sein?
Halloween
Etymologie:
„All hallows' eve“ (= Vorabend zu allen Heiligen) oder „Hallowed evening“ (= geheiligter Abend)
Abend / Nacht vor Allerheiligen (31. Okt. / 1. Nov.), möglicherweise auch keltischen Ursprungs. Samhain: Ende des Sommers, Beginn des dunklen Halbjahres, Anderswelt -Thematik; wahrscheinlich das letzte von drei Erntefesten und keltisches Neujahr. ➞ Eine direkte Entwicklung vom keltischen Samhain zum christlichen Allerseelenfest ist historisch schlecht zu belegen, obwohl thematische Ähnlichkeiten zu erkennen sind.
Themen: Angst, Grusel, Tod, Geister, Auseinandersetzen mit dem Unheimlichen und verdrängten Schattenseiten. Es ist ein menschliches Bedürfnis, sich mit den Themen Tod / Sterben / Geister / Angst auseinanderzusetzen. Halloween bietet spielerische Anreize dazu, aber leider auch gefährliche Grenzüberschreitungen. Halloween verdrängte zum Teil die Rübenlichter- oder Laternenumzüge des Martintages.
Brauchtum: Kürbisse aushöhlen, Fratzengesichter hineinschnitzen und mit Kerze beleuchten; Dekorationen mit schwarzen Katzen, Hexen, Fledermäusen, Fröschen, Eulen, Spinnen; verkleidet als Vampire, Hexen, Skelette oder andere Gruselfiguren ziehen Kinder von Tür zu Tür und erbetteln Süssigkeiten mit dem Spruch „Süsses oder Saures“ / „trick or treat“. Dieser Brauch kam von irländischen Auswanderern via USA wieder zurück nach Europa.
1. / 2. November: Andenken an verstorbene Heilige und unsere Geliebten im Himmel
Letzter Sonntag im November: Andenken an unsere geliebten Verstorbenen
Allerseelen / Allerheiligen (1./ 2. November) Totensonntag (letzter Sonntag im November)
Allgemein: Totengedenkfeste und Rituale finden sich in allen Religionen.
Naturbezug: Absterbeprozesse in der Natur
Thema: Verbindung zu den Verstorbenen. Ab November bis am 6. Januar ist der Schleier zur geistigen Welt durchlässiger; die Pforten zur Anderswelt sind teilweise offen.
Ursprung unserer Gedenktage möglicherweise im keltischen oder Samhain; ist historisch aber schlecht belegbar, obwohl thematische Ähnlichkeiten zu erkennen sind.
Kath. Allerheiligen:
Gedenken an Heilige (= Vorbilder). Seit 9. Jh. katholischer Gedenktag für die vom Papst heilig gesprochenen Menschen. Im frühen Christentum wurden jedoch alle Getauften als „Heilige“ bezeichnet!
Kath. Allerseelen:
Gedenken an alle Verstorbenen. Beten für Seelen, die nicht zur Ruhe kommen.
Ref. Totensonntag:
Reformierter Gedenktag seit 1814. Vordem waren bei Reformierten manchmal sogar Glockengeläute und Predigten verboten. Grund: Eindämmung eines übertriebenen Totenkultes.
Motiv: Sich an die Verstorbenen und an die eigene Sterblichkeit erinnern.
Sinnbild: Licht für das Leben der unsterblichen Seele, für Hoffnung und Trost
Nahtod- und Nachtoderfahrungen, Jenseits-Botschaften, Bibel
Erfahrungen in Sterbensnähe wie Tunnel, Lebensfilm, überirdisches Licht, andere Welten und Dimensionen, Begegnung mit Verstorbenen / Geistführern / Engeln usw. werden mehrheitlich positiv erlebt, aber nicht nur. Zahlreiche Berichte von Nahtoderfahrungen bedingen ein ausserkörperliches Bewusstsein. Z.B. berichteten frisch erwachte Patienten von Ereignissen, die sich während ihres Komas und zum Teil weit entfernt zugetragen hatten, manchmal auch Begebenheiten, von denen kein anwesender Arzt oder Verwandter schon Kenntnis hatte; Geburtsblinde waren in der Lage, das Aussehen der behandelnden Ärzte oder des Krankenzimmers genau zu beschreiben.
Nachtoderfahrungen: Menschen aller Kulturen erleben und beschreiben Begegnungen mit Verstorbenen, die sich von "drüben" melden und ihnen eindrückliche Beweise ihrer geistigen Existenz, resp. ihres Weiterlebens liefern. Es gibt offensichtlich eine unsichtbare oder feinstoffliche Dimension, einen Himmel oder eine Anderswelt.
Botschaften aus dem Jenseits, die von Engeln oder Verstorbenen selber durchgegeben werden, erzählen von dieser anderen Welt. Leider gibt es auch Botschaften, die von uneingereihten Geistwesen aus niederen Regionen oder sogar von Dämonen aus dem Totenreich stammen (➞ kritische Prüfung unabdingbar, siehe Pfingsten).
"Es wird gesägt ein natürlicher Leib, es wird auferstehen ein geistiger Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistigen," 1. Kor. 15, 43 ff. " Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt" Joh. 11, 25-26.
Brauchtum: Besuch der Gräber mit der Kirchgemeinde und / oder Familienmitgliedern auf dem Friedhof; Lichter und Blumen auf Gräber stellen, an Verstorbene denken und für sie beten. Zuhause Kerzen entzünden, von Verstorbenen sprechen oder in Gedanken mit ihnen sprechen, deren Fotos anschauen, Ahnengalerie aufstellen oder Stammbaum ansehen, Erinnerungen pflegen (Was hat er besonders geliebt oder gut gekonnt? Wo hat er sich gern aufgehalten, welche Musik gern gehört?), sich mit Verstorbenen versöhnen, ein Bild für sie malen, gute Wünsche senden, sie evtl. um Hilfe bitten, beten. Auch der verstorbenen Haustiere kann gedacht werden.
Erinnerungen an Vorbilder wie Mutter Theresa, Albert Schweizer, Henri Dunant, Mahatma Gandhi usw., die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Wohlergehen benachteiligter Menschen einsetzten. Wie können wir heute lebende 'Heilige' unterstützen? Wie können wir selber zu Helden oder 'Heiligen des Alltags' werden?
Über das eigene Sterben nachdenken: Es könnte unerwartet früh stattfinden oder auch sehr plötzlich passieren. Könnte ich ohne Reue gehen? Was möchte ich allenfalls ändern? Wie stelle ich mir mein Weiterleben vor?
In verflossenen Jahrhunderten hat man in dieser Zeit manchmal ein zusätzliches Gedeck auf den Tisch gelegt, ein Gästebett gerichtet oder Esswaren (z.B. eine Getreidegarbe) in die Bäume gehängt, damit sich frühere Familienmitglieder oder andere geistige Besucher willkommen fühlen konnten und deshalb keinen Schaden anrichteten. Man erwartete nämlich nicht nur gute Wesen, sondern fürchtete auch die Rache der Verstorbenen und das unselige Wirken von bösen Geistern oder Widersachermächten aus dem Totenreich.
11. November: Gedenktag des Martinus (316-397), der sich als römischer Soldat zum Christentum bekehrt hat (bekanntes Bild: Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler)
Martinus (316 – 397) - 11. November
Er wurde in Ungarn als Sohn eines römischen Hauptmanns geboren. Seine Eltern waren Heiden, aber er kam schon als Knabe mit Christen in Kontakt. Er wurde ebenfalls römischer Soldat. Nach der Mantelteilung mit einem Bettler und dem nachfolgenden Traum (Christus mit halbem Mantel bekleidet ➞ vgl. Luk. 3, 11 und 6, 29 ), liess er sich taufen und verweigerte den Kriegsdienst. Er wurde 374 gegen seinen Willen zum Bischof von Tours geweiht. Vgl. dazu die Legende von Gänsen, die sein Versteck verraten haben.
Er unternahm viele Missionsreisen, heilte und war sehr volksnah.
Sinnbilder: roter Mantel (schützt, wärmt, hüllt ein), Laterne (trägt Licht in die Dunkelheit), Gans
Leitmotiv: Teilen erfordert Bescheidenheit, Güte und Opferbereitschaft. Wer braucht ein Stück meines Mantels?
Brauchtum: Früher begann am Martinstag die Adventszeit (sechs Wochen fasten) mit Geschenken für die Mägde, Knechte und Kinder. Dieser Brauch wurde ab dem 10. Jh. durch St. Nikolaus verdrängt. Der 11. Nov. war mancherorts Ende des Wirtschaftsjahres der Bauern, Zins wurde vorwiegend in Naturalien bezahlt. Er galt auch als Winteranfang, oft zusammen mit dem Alpabzug, manchmal begleitet durch verkleidete, lärmende Gestalten. Er war ebenso Schlachttermin für Tiere, die man nicht über den Winter füttern wollte. Heute ist der 11.11. mancherorts offizieller Beginn der Fasnacht. Man veranstaltet Rübenlichter- oder Laternenumzüge, isst Gans (vgl. z.B. Brauch der „Gansabhauet“ in Sursee CH), setzt 'Martinszwiebeln' (Schneeglöcklein oder andere Frühlingsblumen), dekoriert mit bunten Herbstblättern und startet, je nach Gegend, mit Adventsdekorationen und Adventsbräuchen (den ersten Adventstee trinken usw.).
Anstelle eines Halloween-Kürbisses mit böser Fratze gestalten manche am Franziskustag oder am Martinstag einen freundlich lachenden Kürbis. Aus dem ausgehöhlten Material lässt sich feine Kürbissuppe herstellen.
Sprache: Die Sirene der Ambulanz wird auch 'Martinshorn' genannt. Kapelle kommt von lat. cappa, was Kopfbedeckung oder Mantel mit Kapuze bedeutet, denn der Martinsmantel wurde als Reliquie in einem kleinen privaten Heiligtum aufbewahrt, die man deshalb capella nannte. Die Bezeichnung ging später auf jedes kleine Gotteshaus ohne eigene Geistlichkeit über.
19. Nov: Gedenktag der Fürstin Elisabeth (1207-1231), welche sich in bitterste Armut begab, um Kranken und Notleidenden beizustehen.
Elisabeth (1207 –1231) - 19. November
Die ungarische Fürstentochter wurde mit 4 Jahren verlobt und mit 14 Jahren mit dem Thüringer Graf Ludwig verheiratet. Der überaus glücklichen Ehe entsprangen drei Kinder, aber sie verlor ihren Mann schon im Alter von 20 Jahren. Sie wendete sich den Armen und Kranken zu, wie ihr Vorbild Franz von Assisi. Weil sie zu viel verschenkte, wurde sie vom Hof vertrieben, gründete mit der Abfindungssumme ein Spital und starb nach einigen Jahren völliger Selbstaufopferung bereits 24-jährig. Sie wurde bald nach ihrem Tod heiliggesprochen und gilt als Schutzpatronin der Witwen, Bettler, Bäcker und war Namensgeberin vieler Spitäler, Kirchen und Hilfsorganisationen ( z.B. „Elisabethenwerk“, CH).
Bekannte Legende: Schon als Fürstin verteilte sie den Ärmsten oft heimlich Essen aus den Vorräten der Burg, wurde jedoch vom missgünstigen Schwager dabei ertappt. Aber statt der Brote waren Rosen im Korb.
Leitmotiv: Verzicht auf weltlichen Besitz, Ruhm und Ansehen.
Sinnbilder: Brot als Nahrung für die Armen, Kanne zum Trinken und Waschen der Armen; Rose als Zeichen der Liebe zu den Armen.
Brauchtum: Rosen basteln (aus Seidenpapier, Modelliermasse, Kardwolle oder Filz), Brot oder Kuchen mit Rosen verzieren, Elisabeth-Früchtebrot backen.
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