Frühling: Fastenzeit, Ostern, Himmelfahrt
Fastenzeit / Vorosterzeit (beginnt am Aschermittwoch, ca. 6 Wochen vor Ostern). Vorbereitungsweg auf Ostern hin; Ostersinnbilder: Lamm, Hase, Ei, Osterbaum, ...
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Fastenzeit, Start Aschermittwoch (früher = Ende Fasnacht)

Dauer 40 Tage (ohne Sonntage) = biblische Zahl
NT: Jesus fastete während 40 Tagen in der Wüste; von Ostern bis Himmelfahrt dauert es 40 Tage. AT: 40 Tage Sintflut; 40-jährige Wanderung des Volkes Israel von Ägypten nach Kanaan; 40-tägige Gottesbegegnung Mose auf dem Berg Sinai; 40-tägige Wanderung des Propheten Elia zum Berg Horeb; in der Jona-Geschichte hatte das Volk 40 Tage Zeit zur Umkehr; bis 40 Tage nach einer Geburt galt eine Frau als unrein und erst nach dem Besuch des Tempels wieder als kultisch rein (➞ Lichtmess / Darstellung des Herrn). Vgl. weitere Parallele: Jonas war drei Tage im Walfischbauch, bevor er an Land ausgespuckt wurde ➞ wir feiern die Auferstehung aus dem Totenreich am dritten Tag nach Jesu Tod.

Historisches:
Im frühen Christentum Katechumenat (Einführung in die christliche Lehre) und Vorbereitung auf die Erwachsenentaufe in der Osternacht oder am frühen Ostermorgen. Kindertaufen kamen erst im Mittelalter auf. Bis 300 n. Chr. wurde in offenen Gewässern getauft, ab dann meist in Taufbecken. Bevor sich das Christentum im 4. Jh. unter Kaiser Konstantin zur Staatsreligion entwickelte, entsprach die Taufe einem totalen Abbruch des bisherigen Lebens, der auch mit grossen Gefahren für Leib und Seele verbunden war. Man riskierte die Beschlagnahmung des eigenen Vermögens, die Enthebung aus allen öffentlichen Ämtern und nicht selten Verfolgung und Martyrium. Die Taufe hatte eine ganz gewaltige Bedeutung!
Bis zum 6. Jh. Ausschluss der Sünder (z. B. wegen Ehebruch) aus der Kirche bis am Gründonnerstag; ab 10. Jh. am Aschermittwoch segnen mit Aschenkreuz auf Stirne zur Erinnerung an die eigene Sterblichkeit. Sinnbild Asche: Schuld, Reue, Vergebung, Vergänglichkeit, aber auch Fruchtbarkeit (➞ Düngemittel), Heilung (➞ Spagyrik, Kohle bei Magenverstimmungen, Durchfall, Vergiftungen), Reinigung (➞ Seifenherstellung früher aus Olivenöl und Asche) und Wandlung (➞ wiedergeboren werden „wie ein Phönix aus der Asche“). AT: Beutegegenstände mussten im Feuer entsündigt werden. NT: Verwandlung durch Feuer und Leiden, vgl. 1. Kor 3,8-15 und Hebr 2,10.
Fasten: War früher von der Kirche vorgeschrieben (= Verzicht auf Fleisch, Eier und fettige Speisen); sich auf Wesentliches rückbesinnen (Selbsterkenntnis).

Themen:
- Innenschau und Gewissenserforschung, Leiden mittragen oder ertragen (Passion Christi)
- Vorfreude, sich einstimmen auf Frühling und Ostern (Auferstehung)
- Fasten erinnert an den Hunger in der Welt: Jedes Jahr verhungern ca 30 Mio. Menschen, etwa 80’000 pro Tag. 800 Mio. Menschen leiden an Unterernährung, obwohl die weltweite Produktion an Nahrungsmitteln den Gesamtbedarf um 10% übersteigt.

Brauchtum:
Fastenbrezel, Fastensuppe, Fischspeisen, bewusster Verzicht auf bestimmte geliebte Speisen, Getränke oder einen anderen Luxus (➞ Gespartes spenden, vgl. „Brot für alle“), aber auch nichtmaterieller Verzicht wie eingeschränkter Fernsehkonsum, weniger Rechthaberei u.ä.m.
Ritual: Kohlezeichnung (Streit, Trauer, Schmerz, Schuld, Abschied, …) verbrennen, Asche mit Erde vermischen und etwas Neues daraus wachsen lassen, zum Beispiel Kapuzinersamen.
Fastentuch bemalen, Osterkerze (seit 384 n. Chr. bezeugt) mit Ostersinnbildern verzieren, geschmückte Osterzweige oder Osterbaum mit drei Kreuzen (wie ein 7-armiger Leuchter mit einem Stamm, aber drei geraden Ästen auf beiden Seiten ➞ stellt man in einen Blumentopf umwickelt mit Grünzeug und hängt bunte Eier daran).

Ostersinnbilder: ➞ basteln, malen, backen
Lamm (Opfertier, Bild für Jesus, Passahlamm, vgl. Auszug aus Ägypten)
Hase (Fruchtbarkeit, Opfertier, Begleiter von Göttinnen)
Fisch (Christussymbol, griechisch Ichthys). In der altjüdischen Überlieferung galt der Fisch als Zeichen des zukünftigen Messias. Deshalb wird bei frommen Juden bis heute am Freitagabend zu Beginn der jüdischen Sabbatfeier, die auf die messianische Heilszeit verweist, der Fisch als messianische Speise, als Vorkosten auf das Paradies genossen.
Hahn (Petrus verleugnet Jesus, bis der Hahn dreimal gekräht hat)
Huhn (legt die Ostereier)
Ei (Fruchtbarkeit, verborgenes neues Leben, Auferstehungshoffnung)
Schmetterling (Raupe - Puppe - Schmetterling = Auferstehungsmetapher)
Sonne (Bild für das Leben aus Gott durch Christus in mir)
Kreuz (Erlösung durch Christus), siehe auch Abschnitt Karfreitag
Osterkerze (Licht Christi) mit Ostersinnbildern
Osterzweige mit bunten Eiern oder Federn (das neue Leben)
Osterbaum-“Menorah“ (Lebensbaum, Schöpfungsanfang, Ganzheit, Tempel, Christus als Schöpfungsmittler, vgl. Joh 1,1-5; Hebr 1,2 und 10; Kol 1,15-19)

Für die Juden verweist die Menorah (7-armiger Leuchter) auf die messianische Heilszeit und die Hoffnung auf einen neuen Tempel. Dieser repräsentiert die Identität des jüdischen Volkes, in dem der Messias zur Welt kommen wird. Der 7-armige Leuchter ist bis heute offizielles Emblem des Staates Israel. ➞ Wenn alles zu Gott zurückgefunden hat, ist das messianische Heilsziel erfüllt und „Gottes Tempel“ neu gebaut. Sieben ist die Zahl einer Ur-Ganzheit und scheint einer naturgegebenen Ordnung zu entsprechen: Die Bibel spricht von 7 Lichtern um den Thron Gottes (Christus und 6 Hauptengel), vgl. auch Sonntag und 6 Wochentage, Weiss und 6 Farben, Do und 6 weitere Töne einer Oktave , 7 Zwerge, 7 Drachenköpfe usw. in Märchen, 1 Bundespräsident und 6 Bundesräte in der Schweizer Landesregierung und anderes mehr.

Frühlingsanfang,
21. März: Frühlingsfest, Winteraustreiben
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Vorfrühlingszeit-Frühlingsbeginn, 21.3.

Frühling:
Gleichnis für das neue Leben / den Neubeginn auf verschiedenen Ebenen: mit jedem Atemzug, jedem neuen Morgen, inneren und äusseren Anfängen, Lebensabschnitten, Leben … von Stufe zu Stufe dem ewigen Frühling entgegen.

Themen:
Sieg des Lichts über die Dunkelheit (Tag- und Nachtgleiche), Frühlingserwachen, sich über das neue Leben freuen / staunen (➞ alles wird wiedergeboren, verwandelt sich, geht weiter); Übergang Fische-Widder.

Bräuche:
Frühlingsfest feiern mit Winteraustreiben, Naturerleben (je nach geographischer Lage erste Schneeglöcklein, Buschwindröschen, Leberblümchen, Primeln usw.), Figur der Mutter Erde oder Frühlingszwerg erzählt von den Blumenkindern, die jetzt bald aus der Erde hervorkommen, Kasperletheater (Kasperle muss bei König Osterhas das goldene Ei holen und auf dem Weg allerlei Gefahren bestehen), Frühlings- / Ostertiere oder Sonnenrad backen, Ostermond beobachten ➞ Osterdatum = erster Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond; deshalb ist Ostern ein bewegliches Fest, das zwischen 22. März und 25. April stattfinden kann.
Osterbaum mit Eiern, Federn oder Schmetterlingen schmücken, Osterfladen backen, Osterkerze und weitere Ostersinnbilder gestalten, Osterbriefe schreiben.

Gabriel - Mariä Verkündigung
25. März: Erzengel Gabriel verkündet Maria die Empfängnis Jesu
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Gabriel - 25. März

Festtag bis 1967 am 25. März, heute auch am 29. September

Name Gabriel: Gott ist meine Stärke

Gabriel ist der grosse Botenengel, Verkünder, Weihnachtsengel. Er bringt Botschaften, Visionen, Träume und hilft bei deren Auslegung (Buch Daniel 8,16; 9,21). Weihnachtsgeschichte: Verkündigung (Maria, Elisabeth, Zacharias), Träume (von Josef und den drei Weisen).
Er wird in der jüdischen Überlieferung als einer der drei Männer / Engel bei Abraham gesehen. Gabriel gilt als Schutzpatron der Postboten und aller Übermittler von Nachrichten.
Gabriel kann als Repräsentant des Heiligen Geistes der Wahrheit gedeutet werden, welcher das Patronat über göttliche Kundgaben aller Art innehat. Gabriel wird in der Kunst manchmal zusammen mit einer Taube dargestellt (vgl. Pfingsten, Heiliger Geist / heilige Geister).

Sinnbilder: Lilie, Schreibfeder, Schriftrolle, Trompete; aber auch leere Schalen, die sich füllen lassen.

Motiv: Sich von himmlischen Botschaftern inspirieren lassen, Göttliches empfangen (wie Maria) und durch Hände, Augen, Worte und Taten in die Welt hinaustragen.

Brauchtum: Süsse Waffeln backen, Schriftrolle basteln, modellieren einer Schale als Sinnbild der Offenheit und der Bereitschaft etwas zu empfangen (➞ diese Schale zum Beispiel mit kleinen Engelkarten füllen)

Palmsonntag
Einzug Jesu in Jerusalem
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Palmsonntag

Dem Palmsonntag ging die Auferweckung des Lazarus unmittelbar voraus. Diese Erzählung weist bereits gleichnishaft auf die Auferstehung an Ostern hin: Der Verstorbene muss nicht im Grab bleiben (im Judentum Sinnbild für den Sche'ol, die Unterwelt).

Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel (Sinnbild für Demut); Volksmenge jubelt ihm mit Palmzweigen zu (Sinnbild für König, Sieg, Frieden); er reitet über ausgebreitete Kleider wie ein König über einen Teppich. Beginn Karwoche mit Passion / Leidensweg Jesu.

Brauchtum
Palmen binden und schmücken, Prozessionen, Passionsspiele, Passionskonzerte, Aprilglocken oder Mimosen mit Palmzweigen als Tischschmuck; Hyazinthen (= Osterduft); Ostergrün säen (z.B. Kresse, Weizen); Osterbaum mit Eiern, Federn oder Schmetterlingen schmücken, Osterfladen backen, Osterkerze und weitere Ostersinnbilder gestalten. Stationen der Karwoche darstellen: Begehbare Kreuzwege einrichten, Bilder dazu malen, Szenen mit biblischen Figuren stellen. Palmzweige/Sträusse werden in manchen katholischen Gegenden zu Hause aufgehängt, im nächsten Jahr wieder eingesammelt und für den kommenden Aschermittwoch verbrannt. „Palmesel“ ist derjenige, welcher zuletzt aufsteht.

Montag
Tempelreinigung: Jesus treibt die Händler aus dem Tempel.
Dienstag
Streitgespräche mit den Schriftgelehrten über die Steuern
Mittwoch
Salbung Jesu in Betanien
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Salbung in Betanien: Bei Evangelist Markus Kopfsalbung durch unbekannte Frau, bei Evangelist Johannes Fusssalbung durch Maria, Schwester von Martha und Lazarus. Im frühen Christentum wurde die salbende Frau mit Maria Magdalena gleichgesetzt. Die stigmatisierte Anna Katharina Emmerich sah in ihren Visionen ebenfalls beide Frauen als eine Person.

Gründonnerstag
Fusswaschung, Abendmahl und Gefangennahme Jesu
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Gründonnerstag

Fusswaschung
Jesus wäscht seinen Jüngern die Füsse als Zeichen dafür, dass der Herr nicht über dem Knecht steht und wie wir einander in Demut dienen sollen.

Abendmahl
Segnung von Brot und Wein, Einsetzung des neuen Bundes
Brot (vgl. ungesäuertes Brot / Mazzen beim Passahfest infolge des schnellen Aufbruchs bei der Flucht aus Ägypten): Sinnbild für den Leib Jesu, der von sich sagte: “Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er in Ewigkeit leben. Aber das Brot, das ich geben werde, ist zugleich mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben dieser Welt”, Joh. 6,51.
Wein (vgl. vier Becher Passahwein für Freiheit): Sinnbild für das Blut Jesu, der von sich sagte: “Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. […] Bleibet in mir und ich bleibe in euch”, Joh. 15, 1-8. Bedeutung:
Neuer Bund = Befreiung vom „Tod“, respektive von der „Trennung von Gott“ und der Gebundenheit an die Unterwelt, denn leiblich sterben muss ja trotzdem jeder (siehe auch Ostersamstag!).
In der Person Jesu hat sich die Erwartung auf den “Bundesmittler”, “das Licht der Völker”, den “Bundesengel” und die Verheissung des “neuen Bundes” erfüllt (Jes. 42, 6-7, Maleachi 3, 1, Jer. 31, 31-34).
Jesus bat seine Freunde, Brot und Wein zu seinem Gedenken einzunehmen.

Garten Getsemani
Während die Jünger schlafen, betet Jesus verlassen und voller Angst im Garten Getsemani; anschliessend Verrat durch Judas und Gefangennahme durch die Häscher des Hohen Rats; später Verleugnung durch Petrus („Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“)

Themen:
Zuwendung / Vorbild, Abschied, Andenken bewahren, Angst, verlassen werden, Verrat

Brauchtum:
Gründonnerstagssuppe oder Spinatkuchen mit grünen Frühlingskräutern (vgl. Bitterkräuter beim jüdischen Passahmahl, die an die bittere ägyptische Gefangenschaft erinnern); orientalisches Abendmahl mit Fladenbrot und Beilagen; gegenseitige Hand- oder Fusswaschung und evtl. Massage mit Nardenöl (vgl. Salbung in Bethanien); Kirchenglocken verstummen bis am Ostermorgen (z. T. Osternacht), der Tabernakel wird geöffnet, Hostien werden entfernt / in die Sakristei gestellt, Weihwasserschale ist leer (in der Osternacht wird alles wieder zurückgebracht als Zeichen des Neubeginns / der Auferstehung).
Früher: Die ausgeschlossenen Sünder (die „Greinenden“, resp. Weinenden) wurden wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen. Gründonnerstag war auch Antlasstag, an dem Naturalsteuern bezahlt werden mussten, u.a. gesammelte Eier aus der Fastenzeit, in der Eierspeisen verboten waren.
Vgl. Ei zum Passahmahl = Sinnbild für das Opfer, das man beim Wallfahrtsfest darbrachte, aber auch für das neue Leben nach dem Auszug aus Ägypten.
Das Passahlamm wurde im Gegensatz zu 2. Mose 12,7 ff nicht in Privathäusern geschlachtet, sondern im Tempel. Erst das Passahmahl mit dem Lamm wurde zuhause gefeiert, so wie es Jesus mit den Jüngern auch getan hat.

Karfreitag
Verurteilung, Kreuzigung und Grablegung Jesu
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Karfreitag („Kar“ = Klage, Trauer, vgl. dagegen engl. „Good Friday“)

Verhör durch den hohen Rat der Juden, dann durch den römischen Statthalter Pilatus sowie Herodes
Verurteilung (Pilatus und Volksmenge), Verspottung, Geisselung, Dornenkrone (König)
Kreuzweg, Jesus musste Kreuzbalken selber nach Golgatha tragen.
Kreuzigung (sonst nur bei Sklaven oder Schwerverbrechern angewandt), Tod zur neunten Stunde / 15.00 Uhr, Himmel verdunkelt sich, Erdbeben, Tempelvorhang reisst
Grablegung in Eile vor dem Sabbatanfang; bei Matthäus Bewachung des Grabes durch Soldaten

Thema: Erdulden von Ungerechtigkeit, Spott, Schmerz, Gottverlassenheit und trotzdem Gottestreue bis in den Tod hinein

Brauchtum: Gottesdienste und Passionskonzerte besuchen, Kreuzwege begehen, Orte des Leidens aufsuchen, Kreuzsteine finden; Kreuze mit Blumen schmücken, aus Stecken binden, schnitzen, modellieren, mit Wolle umwickeln, mit Perlen verzieren oder anderswie gestalten; Kreuzbrot backen, Butterlamm auf Moosbett mit Dornenkrone ringsherum, auf Fleisch verzichten (➞ in vielen Restaurants deshalb bis heute Fisch an jedem Freitag); Ostereier färben / bemalen.

Kreuz bedenken: Es ist Sinnbild der Erlösung durch Christus; das Kreuz verbindet alles miteinander (Himmel-Erde / Gott-Menschen, aber auch die 4 Himmelsrichtungen / Menschen der ganzen Welt); wir sollen „unser“ Kreuz / Leiden auf uns nehmen, oder uns aufs Kreuz stützen und uns daran (am Vorbild Jesu) stärken. Gestaltungsarbeiten siehe oben bei Brauchtum.

Ritual: Leidvolle Erfahrungen in einen Stein drücken und zum Kreuz legen, dann ein heilsames Symbol oder Bild mit einer Kerze dazu stellen und Kerze entzünden; geht angepasst auch mit Dornen und Rosen.

Volksglaube: Karfreitagseier werden nie schlecht, haben magische Kräfte und werden zu Schutz- und Heilzwecken angewandt, ebenso das Karfreitagsgras. In der Karfreitagsnacht sollen die meisten Geister und armen Seelen unterwegs sein, aber auch liebe Verstorbene mit den Lebenden in Kontakt treten.

Ostersamstag
Höllenfahrt / Abstieg ins Reich der Toten, Erlösung
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Karsamstag / Ostersamstag

“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, ausser durch mich.” Joh. 14,6

“Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht in Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben.” Joh. 8,12

“Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, und den Vater erkennt niemand als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.” Mt. 11,27

Äusserlich: Grabesruhe: Tiefpunkt für Jesu Anhänger (scheinbar alles verloren)

Im geistigen Bereich: Abstieg Christi in die Hölle / das Totenreich / die Unterwelt / den Hades / die Grube

Dort fanden der Kampf gegen Luzifer und der Sieg über die Widersachermächte statt. Darauf folgte das von Jesu angekündigte Gericht. Anschliessend geschahen die Befreiung / Erlösung und der Aufstieg / Auferstehung seit Adam an Verstorbenen, respektive der rückkehrwilligen, gefallenen Engel. Sie waren alle ans Totenreich gebunden, genauer an den Scheol. Dieser Bereich war ein der Gehenna / Hölle vorgelagerter Wartestand für die verstorbenen Menschen, die VOR der Erlösung Christi alle der Unterwelt anheimfielen (vgl. im AT z.B. Ps. 49,15 und 8 oder Jes. 5,14 ).

Höllenfahrt Christi und gefallene Engel vgl. 1. Petrus 3, 19 und 22, 1. Petrus 4, 6 sowie Off. Joh. 12,7-10; Hebr. 2,14-15; Eph. 2,1-7; Kol. 2,13-15; 2. Petrus 2, 4; Judas 1, 6; Eph. 4,8-9 (wird jedoch teilweise irreführend übersetzt: Mit den “tiefsten Bereichen der Erde” oder „Niederungen der Erde“ ist nämlich die Unterwelt gemeint, in die Jesus hinabgestiegen ist und von wo er “Gefangene” weggeführt hat).

“Erbrecht auf den Himmel” (vgl. z.B. Gal. 4, 1-7 und 1. Petrus 1,4.) : Friedensschluss zwischen Himmel und Erde; Jesus schlägt eine Brücke, öffnet das Himmelstor, neue Machtverhältnisse zwischen Gut und Böse (= Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiung). Das Himmelstor ist wieder offen, der Weg zur Rückkehr in den Himmel ist für ALLE frei, die ihn gehen wollen (➞ keine ewige Verdammnis).

In der frühchristlichen Kirche nicht nur ein, sondern das zentrale Thema! Jerusalemer Bibellexikon (Hänssler Verlag, Hrsg. Kurt Hennig: “Diese im apostolischen Glaubensbekenntnis verankerte Heilstat Gottes ('hinabgestiegen in das Reich des Todes') bildet die unverzichtbare Klammer zwischen der Eschatologie des NT und des AT.” Dogmenhistoriker Adolf von Harnack schreibt zum Descensus: “Was heute in den Kirchen eine vertrocknete Reliquie ist, […] war nicht nur ein, sondern nahezu das Hauptstück der Verkündigung vom Erlöser.”

In der Ostkirche ist dies bis heute so: Osterikonen stellen die Auferstehung immer als den Aufstieg aus der Unterwelt dar (also nicht das leere Grab). Auszug aus ostkirchlicher Osternachtsvigil: “Den Hades hat er entwaffnet [...] den Hades entmachtet, indem er zu ihm hinabstieg […] . Heute ruft stöhnend der Hades: […] den Adam hat er auferweckt. Die meiner Herrrschaft untertan, sie wurden mir geraubt […]“

Origenes lehrte: “Selbst der Teufel, der ja in seinem Sein von Gott gewollt ist, kann nicht immer Teufel bleiben. […] dass nicht nur alle Menschen, sondern alle Kreaturen […] bis hin zu den dunklen Dämonen der Erlösung fähig und bedürftig sind.” (aus Adolf von Harnack, Lehrbuch zur Dogmengeschichte)

Teufel und Dämonen waren für Jesus eine geistige Realität. Er hat sie gesehen, von ihnen gesprochen, mit ihnen gerungen (Versuchung in der Wüste), sie ausgetrieben und letztendlich besiegt.

Brauchtum: Christus-Gärtlein schmücken (eine Schale in der Mitte, sechs Schälchen ringsherum, alle mit Moos, Blümlein und Kerze besteckt = Sinnbild der Ganzheit wie 7-armiger Leuchter oder Osterbaum, Beschreibung bei Fastenzeit /Vorosterzeit, Bräuche), Ostereier färben / bemalen, Osternester vorbereiten, Osterlamm backen, Abendgottesdienst. In Schweden bringen als Osterhexen verkleidete Kinder Osterbriefe und erhalten Süssigkeiten.

Volksglaube: Spätestens am Karsamstag muss der Frühjahrsputz abgeschlossen sein oder „der Judas aus der Stube gefegt“, wie man mancherorts sagt. Die Karsamstagnacht sei für glückbringende Riten gut, da die bösen Geister der Rede Jesu in der Unterwelt lauschen. Wünsche, die beim wieder einsetzenden Geläut der Kirchenglocken ausgesprochen werden, sollen in Erfüllung gehen.

OSTERN
Auferstehung; Frauen am leeren Grab
Ältestes und wichtigstes Fest der Christenheit ➞ ohne Ostern kein Christentum!
“Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferstehen ein geistiger Leib”. 1.Kor. 15,44 = christliche Verheissung auf ein Weiterleben nach dem Tod als Geistwesen, an eine Auferstehung in eine himmlische Welt; Erlösung von der Sünde der Trennung von Gott und von der Gebundenheit ans Totenreich.
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Ostersonntag

Am frühen Ostermorgen wollen Frauen Jesu Leichnam einbalsamieren, finden leeres Grab, und Engel verkünden, dass Jesus lebt. Jesus zeigt sich seinen Jüngerinnen und Jüngern als Beweis seiner Auferstehung aus dem Totenreich (siehe Ostersamstag).

Von der Auferstehung Jesu wird in allen vier Evangelien, in der Apostelgeschichte und in den Briefen berichtet (Paulus spricht von über 500 Augenzeugen, die dem Auferstandenen begegnet sind, vgl. 1.Kor 15, 4-8).

Der erste Wochentag / Sonntag wurde im Gedenken an die Auferstehung Jesu zum Herrentag / neuen Sabbat (anstelle des Samstags, der für die Juden bis heute der Sabbat geblieben ist). Der Auferstehung wurde jeden Sonntag gedacht, vgl. russisches Wort für Sonntag / “woskrenije” = Auferstehung ➞ Sonntag = Ostertag!

Entsprechung jüdisches Passahfest – Ostern (beide Feste werden zur gleichen Zeit gefeiert, denn die Osterereignisse fanden am Passahfest statt)
Passah: Befreiung aus der Knechtschaft der Ägypter ➞ Einzug ins gelobte Land (= lange Wanderung geht voraus!)
Ostern: Befreiung aus der Gebundenheit an das Totenreich ➞ Einzug in den Himmel (= langer Weg geht voraus!)

Osterdatum: Aus dem Jahr 150 ist eine Osterfeier in Rom bekannt, seit dem 2. Jh. ist Ostern in Kleinasien als Fest bezeugt, 325 wurde es in der Westkirche auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gelegt.
Das jüdische Passah-Fest finden am 14. Nissan statt ( = Tag des 1. Frühlingsvollmondes).

Ostername:
Himmelsrichtung Osten (Sonnenaufgang am Ostermorgen, als Frauen beim Grab waren) oder Frühlingsgöttin Ostara. Franz. pâques, ital. pasqua, span. pascua und schwed. påsk kommen hingegen von Passah (= Durchgang / Vorübergang, nämlich des Todesengels, der die ägyptische Erstgeburt geschlagen, die Israeliten jedoch verschont hatte).

Leitmotiv: Sinnsuche, „Wer sucht der findet“

Brauchtum: Bei Quelle, Bach, Fluss, See oder Brunnen Osterwasser holen (in Kirche Tauferneuerung mit Weihwasser ➞ am Anfang fanden Taufen in der Osternacht statt, siehe Abschnitt Fastenzeit), Ostergottesdienst mit Osterfeuer und Osterkerze/n (= Licht ins Dunkel tragen), Ostergruss („Christus ist auferstanden“), Osterlachen (Priester muss die Gemeinde zum Lachen bringen), Osterkerze (seit 384 n. Chr. bezeugt), gemeinsames Osterfrühstück, Osternester / Eier suchen, Eier kicken, Eierlauf, Osterlammfleisch, gebackenes Osterlamm, Osterküken oder Ostertauben, Osterfladen, Osterspaziergang, auch Emmausgang genannt (in Anlehnung an die Jünger, die auf dem Weg nach Emmaus vom Auferstandenen begleitet wurden).

Theologisches zu Ostern

Wovon hat Jesus die Menschheit erlöst? Von der Sünde des Abfalls von Gott (Engelsturz, “Erbsünde”), an der wir Menschen (damals als Geistwesen) in unvordenklichen Zeiten alle teilhatten; resp. von der daraus resultierenden Gottferne und Gebundenheit ans Totenreich Luzifers; also NICHT von den täglichen Sünden, für die jeder selber verantwortlich ist. „Was man sät muss man ernten“! Vgl. dazu fragwürdiges kath. Dogma: Wenn Christus uns von allen Sünden, auch den zukünftigen, erlöst hätte, warum besteht dann daneben die Vorstellung einer ewigen Verdammnis der Sünder? Schon das allein ist ein Widerspruch in sich selbst. Davon abgesehen heisst es in der Bibel an verschiedenen Stellen, dass Gott uns nicht auf ewig verstossen werde (Klag 3, 31) und ALLE Menschen gerettet werden sollen (1. Tim. 2,4), und dass es EINE Herde und EIN Hirt werden sollen (Joh. 10,16; vgl. auch Röm. 11,25). Der grosse frühchristliche Gelehrte und Kirchenvater Origenes lehrte ebenfalls eine “Wiederherstellung aller Dinge” und betrachtete jedes Geschöpf als erlösungswürdig - sogar den Teufel als Verursacher allen Übels.

Auferstehung wohin? ➞ aus der Unterwelt zurück in den Himmel
Vgl.: „Der Weg des Lebens führt den Verständigen aufwärts, damit er fernbleibe vom Totenreiche drunten“. (Spr. 15,24)

Wie aber sieht dieser Auferstehungs-Weg aus? Gibt es allenfalls ein Wiedergeborenwerden (Reinkarnation) mit der Möglichkeit zur Wiedergutmachung und fortschreitender Entwicklung?
Die Antwort darauf darf deshalb nicht ausschliessend sein, im Sinne eines entweder-oder (Auferstehung ODER Reinkarnation), sondern könnte offen als Frage formuliert werden: Auferstehung DANK Reinkarnation?
Vgl. Bibel: „Was auf Erden gelöst wird, ist auch im Himmel gelöst - was auf Erden gebunden ist, bleibt auch im Himmel gebunden“ ➞ Wo kann man es demnach lösen: auf Erden. Dazu muss aber Gelegenheit geboten werden, wenn, wie Paulus sagt, „jeder (!) gerettet werden“ soll. Dies kann in Anbetracht unserer Individualität, des freien Willens, sowie höchst unterschiedlicher Lebensbedingungen, nicht von heute auf morgen passieren oder gar erzwungen werden, sondern erfordert seine Zeit.
Hinweis: Man muss wissen - ob man sich nun eine Reinkarnation vorstellen kann oder nicht -, dass die Idee wiederholter Erdenleben nichts Neues oder östlich importiertes Gedankengut ist, sondern seit jeher auch Tradition innerhalb der jüdischen und christlichen Überlieferung hatte. Bekannte Beispiele aus der Bibel: Die Menschen spekulierten ganz unbefangen darüber, welcher Prophet in Jesus wiedergekommen sei (vgl. Mt. 16,13f). Jesus selber bezeichnet Johannes den Täufer als den wiedergekommen Elia. Auch die Frage der Jünger nach der Sünde des Blindgeborenen in einem Vorleben zeigt die Verbreitung dieser Vorstellung.
Origenes und andere Kirchenväter haben daher die Möglichkeit mehrerer Erdenleben offen diskutiert oder sich sogar dazu bekannt (z.B. Clemens von Alexandrien). Der Glaube an wiederholte Erdenleben wurde zwar nie offizielle Kirchenlehre, ist Eingeweihten aber seit jeher als alte Tradition überliefert und auch heutzutage in christlichen Kreisen mancherorts verbreitet. In Brasilien z.B. glauben gemäss Umfragen 80% der Katholiken an Reinkarnation.
Aus dieser Sicht einer fortwährenden Zurückentwicklung in eine einstmals verlorene, himmlische Heimat macht auch ein Gericht am Ende aller Tage keinen rechten Sinn.

Jüngstes Gericht

Bereits im Alten Testament ist von diesem grossen "Tag des Herrn" die Rede, einerseits als Eingreifen Jahwes zugunsten Israels, andererseits aber auch als Tag des Gerichts über Israel und alle seine Sünden am Ende der alten Weltzeit.

Hauptbestandteil der Eschatologie Jesu ist die Predigt vom diesem Ende und von dem neuen Anfang / von dem mit und in ihm kommenden Himmelreich und dem nahe bevorstehenden Gericht. Vgl. dazu z. B. Mt. 25,31 f ➞ Übersetzungshinweis zum Wort "ewige" Verdammnis siehe Anmerkung 1). Dazu Jesus:
"Ich bin aus dem Himmel herabgekommen, [...] damit ich von allem, was er (Gott) mir gegeben hat nichts verliere, sondern es auferwecke am jüngsten (also nahe bevorstehenden!) Tag" Joh. 6,38 f.
„Um zu richten bin ich in die Welt gekommen“ (Joh. 9,39), "Er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht 2) zu halten, [...] die Stunde kommt, und sie ist schon da (!), in welcher die Toten (die ans Totenreich Gebundenen) die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, […]. Die Stunde kommt, in welcher alle, die in den Gräbern sind (d. h. die vor Christi Erlösungstat Verstorbenen, die der Unterwelt / hebr. sche'ol 3) anheim gefallen sind), [...] hervorgehen werden, die das Gute getan haben zur Auferstehung für das Leben, die das Böse verübt haben zur Auferstehung für das Gericht", Joh. 5, 27 f und der nachfolgenden Läuterung durch Leiden oder "Feuer" hindurch, Hebr. 2,10 und 1. Kor. 3,8-15. Vgl. dazu Anmerkungen 1) und 2).
"Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt (Luzifer) hinausgeworfen werden. Und wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen." Joh. 12,31. Das heisst also unmittelbar nach seinem Tod, nicht am Ende aller Zeiten, sondern jetzt, an der Zeitwende, die mit Jesus angebrochen ist.
"...in Bezug auf das Gericht, insofern der Fürst dieser Welt (Luzifer) gerichtet ist” Joh. 16,11.
Dieses von Jesus angekündigte Gericht hat offensichtlich bei der Höllenfahrt stattgefunden. Die "Engel und Mächte und Kräfte (= Dämonen; Anmerkung Zürcherbibel) sind unterworfen worden", wie es im 1. Petrus 3,22 heisst und wie auf Darstellungen des jüngsten Gerichtes bzw. der Höllenfahrt immer wieder zu sehen ist. Vgl. dazu Kol. 2,15. Die Naherwartung dieses Gerichtes wurde jedoch im Laufe der Zeit immer mehr in eine ferne Zukunft verlegt. Die Höllenfahrt Christi und das jüngste Gericht wurden somit als zwei voneinander unabhängige Ereignisse gedeutet, oft mit der naiven Vorstellung verbunden, dass sich dabei am Ende aller Zeiten die Gräber öffnen und die Verstorben, die bis zu diesem Zeitpunkt in ihren Gräbern ruhen mussten, leibhaftig, d. h. mit fleischlichen Körpern auferstehen würden.
Schlussgedanke:
In Anbetracht der Auferstehung würde ein Gericht am Ende aller Zeiten keinen vernünftigen Sinn mehr machen. Wenn "der Herr nicht auf ewig verstossen wird" (Klag. 3,31), "alle Menschen gerettet werden" sollen (1. Tim 2,4), und es "eine Herde, ein Hirt werden " soll (Joh. 10,16, vgl. Röm. 11,25), wird am Ziel / Ende der göttlichen Heilsgeschichte die selige Heimkehr aller Geschöpfe Gottes in die himmlische Heimat stattfinden und kein Gericht mit ewiger Verdammnis 1). Eine solche Verdammnis würde zudem den Heilsplan Gottes in Frage stellen - ein liebender Gott wird doch seine Geschöpfe niemals einer endgültigen Verdammung oder Vernichtung anheimfallen lassen wollen! Vgl. dazu die Auffassung des berühmten Christenlehrers und Kirchenvaters Origenes, die sogenannte 'apokatastasis panton', die Wiederherstellung aller Dinge zu der ursprünglichen Ordnung. Die Auferstehung kann demnach als Weg verstanden werden, den jede von Gott abgefallene Seele / jeder Mensch aus freiem Willen heraus antritt oder gestaltet, denn man kann jemanden nicht gegen seinen Willen erlösen. Dessen Ziel ist das "Erbe, das in den Himmeln aufbehalten wird", das auf jede Seele im Aufstieg wartet, 1. Petrus 1,4 und Gal. 4,1-7.

1) Das Wort ewig (➞ ewiges Feuer, ewige Strafe, ...), griech. aion, bezeichnet einen Zeitraum von unbestimmter Dauer. Für die Römer z.B. umfasste ein Äon einen Zeitraum von hundert Jahren. Es handelt sich demnach nicht um eine nie endende Zeitperiode, keine Ewigkeit! Es sollte mit "zeitlich angemessen" oder "lang dauernd" übersetzt werden. Mit der irreführenden Übersetzung "ewig" wurden Gläubige bis in unsere Zeit mit der Vorstellung nie endender Höllenstrafen oder gar endgültiger Vernichtung in Angst und Schrecken und Abhängigkeit von einer allein selig machenden Kirche versetzt.

2) Vor Christi Erdendasein gab es kein Gericht nach dem irdischen Tod. Man fiel nach Auffassung des AT unabhängig von der Lebensführung mit wenigen Ausnahmen (vgl. z. B. die Entrückung / Himmelfahrt des Propheten Elia) nach dem Sterben dem Totenreich / Hades anheim. Bei dem jüngsten Gericht habe Jesus deshalb nicht nur die Widersachermächte selber gerichtet, sondern alle bis dahin Verstorbenen, die vorher unterschiedslos den Widersachermächten unterworfen waren, vgl. Gal. 4,1-7. Das heisst, es wurde gesinnungsmässig unterschieden, wer für den Aufstieg in den Himmel (= "Auferstehung für das Leben") bereits reif genug sei und wer noch auf unbestimmte Zeit in den niederen Sphären festgehalten werde. Die stigmatisierte Seherin Anna Katharina Emmerich schaute in ihren Visionen, dass jedes Jahr zur Osterzeit dieser Abstieg ins Totenreich sich wiederhole und Seelen für den Aufstieg (die Auferstehung) aus der Unterwelt befreit würden: "Die Höllenfahrt, die ich sah, ist ein Bild aus einer verflossenen Zeit, aber das heutige Erlösen ist eine fortdauernde Wahrheit; denn die Höllenfahrt Jesu ist das Pflanzen eines Gnadenbaumes (!) seiner Verdienste für die armen Seelen, und das fortwährende und auch heutige Erlösen der armen Seelen ist das Fruchtragen dieses geistlichen Gartens des Kirchenjahres". Dieses fortwährende Erlösen und Aufsteigen haben viele grosse Christenlehrer, Visionäre und jenseitige Lehrer via mediale Kundgaben (bibl. = sogenanntes Weissagen) bis in die Gegenwart erkannt und vertreten, allen voran natürlich Christus selbst. Im Frühchristentum war dies u.a Kirchenvater Origenes, in der heutigen Zeit Rudolf Steiner, der katholische Pfarrer Johannes Greber, in den Jenseitsbotschaften der GLZH Zürich, sowie vieler anderer.

3) Der Hades, die Unterwelt oder das Totenreich war im Weltbild der biblischen Menschen der Bereich des Teufels - in oder auf der Erde - mit seinen gefallenen Engeln und den verstorbenen Menschen. Dabei unterschieden die Juden zwischen zwei Bereichen: Der hebr. sche'ol bezeichnete die Vorhölle und Ort des "Wartestandes" der vor dem Kommen Christi Verstorbenen, insbesondere der Gläubigen des alten Bundes, die von Adam an auf die endgültige Erlösung warteten. Als hebr. ge'enna bezeichnete man die Hölle im Sinn absoluter Gottferne und Wohnsitz des Fürsten der Finsternis. Der antike Mensch, also Juden zur Zeit des alten Testaments, aber auch Griechen, Ägypter usw., war der Überzeugung, nach dem irdischen Tod in dieses Totenreich oder die Unterwelt, den Hades zu kommen. Beispiele: Saul lässt bei der Totenbeschwörerin von Endor den verstorbenen Samuel aus der Unterwelt zitieren. Saul befragte den Herrn, weil er Angst vor dem Angriff der Philister hatte. Aber der Herr gab ihm keine Antwort, weder durch Träume, noch durch das heilige Los (Urim und Thummim = Orakelstäbe), noch durch die Propheten (= Medien). Da liess er ein Weib suchen, das Macht hatte über die Totengeister (!), obwohl er vorher das ganze Land hatte säubern lassen von Wahrsagern und Totenbeschwörern, weil das Befragen und der Umgang mit der Unterwelt / den Toten / den Götzen verboten war im Gegensatz zum Befragen der Gotteswelt. Die Totenbeschwörerin sagte: „Einen Geist sehe ich aus der Erde aufsteigen,[...]“. Und der Geist des verstorbenen Samuel sagte, dass Saul schon morgen mit seinen Söhnen bei ihm (in der Unterwelt) sein werde.

"Schafen gleich sinken sie zur Unterwelt, der Tod weidet sie; geraden Wegs fahren sie zu Grabe. Ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnung. Doch loskaufen kann sich keiner, keiner Gott das Lösegeld für sich bezahlen - zu teuer ist der Kaufpreis für ihr Leben“, Ps. 49,15 und 8.

Im Lauf der Jahrhunderte, aber besonders gegen die Zeitwende hin, verbreitete sich der Glaube und die Verheissung einer zukünftigen Auferstehung, die sich dann in der Person Jesu Christi verwirklichte.

"Der Weg des Lebens führt den Verständigen aufwärts, damit er fern bleibe vom Totenreiche drunten," Spr. 15,24.

Nachosterzeit
Jesus erscheint seinen Jüngerinnen und Jüngern
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Nachosterzeit = die 40 Tage bis Auffahrt

Zuerst Orientierungslosigkeit, Angst und Unsicherheit unter seinen Anhängern, dann viele Erscheinungen Jesu nach der Auferstehung:
Frauen beim Grab, Jünger, Emmausjünger, ungläubiger Thomas (er berührt Jesu Wundmale), am See Tiberias (Jesus ermöglicht Fischfang und übergibt Petrus die Führung über seine „Schafe“) und weitere 500 Augenzeugen (Paulus spricht von über 500 Augenzeugen, die dem Auferstandenen begegnet sind, vgl. 1. Kor 15,4-8).

Jesus spricht über das Reich Gottes und kündigt das Herabkommen des Heiligen Geistes an.

Natur: Blütenpracht, viele Grüntöne, Morgen- und Abendkonzerte der Vögel

Sinnbild: Schmetterling (Raupe - Puppe - Schmetterling = Auferstehungsmetapher für Leib - Grab - Seele)

Motiv: Vertrauen, Trost, Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod ➞ „aufblühen“ in jeder Beziehung.

Himmelfahrt
Jesus fährt zum Himmel auf
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Auffahrt = der 40. Tag nach Ostern (seit 370 eigenständiges Fest)

Jesus geht mit den Jüngern aus Jerusalem hinaus, segnet seine Freunde und entschwindet in einer Wolke (Auflösung des sichtbar materialisierten Körpers); Wiederübernahme seines Amtes als Herr und König über Himmel und Erde.
Zwei Engel klären die Jünger auf, dass Jesus auf dieselbe Weise wiederkommen werde.

➞ Jünger warten in Jerusalem auf den verheissenen Geist der Wahrheit = 10 Übergangstage und Einstimmung auf Pfingsten. Ideale Zeit, um die 10 Gebote zu meditieren und als sinnreiche Lebensregeln kennen zu lernen, auf deren Grundlage das Wirken des göttlichen Geistes aufbaut. Pfingsten entspricht jüdischem Shawuot, das zur Erinnerung an die erste Gerstenernte und die Gottesoffenbarung der 10 Gebote gefeiert wird.

Sinnbilder: Wolke (trägt Lebenswasser um die ganze Welt) und Schmetterling (Metapher: Raupe = Leib; Puppe = Tod / Grab / Verwandlung; Schmetterling = Seele)

Motiv: Segen, Freude, Erwartung, Dankbarkeit (vgl. Wonnemonat Mai)

Brauchtum: Bitt-Tage, heutzutage oft Konfirmationen, Flur-Umgänge mit Gebeten um Fruchtbarkeit und Schutz, Prozessionen oder Spaziergang mit Pflücken eines Wiesenstrausses, Wolkenbilder betrachten (Was erzählen sie?), Schmetterlinge beobachten / züchten / basteln / zeichnen, Lieder, Gedichte, Geschichten, Himmelsbilder gestalten und besprechen (➞ Man beachte dabei den Unterschied zwischen sichtbarem Himmel und geistigem Himmel / Jenseits, vgl. engl. heaven, nicht sky!).
Sonstige Frühlingsbräuche: Maiburschen verüben Streiche in der Nacht auf den 1. Mai (= Walpurgisnacht, geht auf vorchristliche Kulte zurück), Maibäume stellen und z.T. darum herum tanzen, Maikönigin wählen, Maibowle trinken, Muttertag, in kath. Gebieten Mai-Andachten mit Maria-Verehrung.


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