Das existenziell prägende Erleben von Werden und Vergehen im
Jahreslauf berührt grundsätzliche Sinn- und Kernfragen über das Woher
und Wohin menschlicher Existenz:
Wer bin ich? Woher komme ich? Wozu
und warum bin ich auf dieser Erde? Woher kommt das Böse? Warum muss
ich sterben? Wohin gehe ich nach dem Tod?
Warum leben wir Menschen hier auf dieser Erde und weshalb sind wir
dem BÖSEN und dem LEIDEN dermassen ausgesetzt - wenn doch von einem
GUTEN Gott gesprochen wird (Theodizee-Frage)? Das Böse oder die
Entstehung des Bösen sind Thema fast jeden Märchens und vieler
religiöser Mythen.
Warum gibt es so grosse Unterschiede menschlicher
Haltungen - von edlen, selbstlosen, ethisch hochstehend denkenden und
wirkenden Menschen bis hin zu gewissenlos, gewalttätig oder
machtbesessen handelnden Übeltätern? Hat Gott nicht a priori eine gute
Schöpfung geschaffen? Wie kam das Böse hinein?
Damit verbunden sind
auch folgende Fragen: Was geschieht mit menschlicher Schuld nach dem
Tod? Wie steht es mit Gerechtigkeit, Vergebung und Möglichkeiten der
Wiedergutmachung? Weshalb sind Menschen dermassen ungleichen
Lebensbedingungen und Schicksalen unterworfen? Gibt es allenfalls
einen Ausgleich erlittener Ungerechtigkeiten?
Grundsätzlich stellen sich folgende Fragen:
Weshalb müssen wir
überhaupt sterben, und warum ist auch die Erde vergänglich (wenn die
Sonne einmal ausgebrannt ist)? Oder anders herum gefragt: Warum ist
nur das Geistig-Göttliche ewig?
Weshalb leben wir als göttliche
Geschöpfe denn nicht in dieser geistigen, ewigen Dimension, sondern
hier auf der Erde in einer Art 'vergänglichem Provisorium'? Weshalb
diese zwei getrennten Bereiche?
Warum brauchte es - christlich gesehen
- eine Erlösung (wovon?), eine Auferstehung aus dem Totenreich? Warum
beten wir im Vater Unser: „Erlöse uns von dem Bösen“?
Jede Religion kennt eine Höherentwicklung, ein Streben nach
Veredelung. Wir Menschen befinden uns demnach auf einem Weg “zurück”.
Man spricht ja von einer Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Dies
impliziert jedoch ein vorangegangenes UN-Heil.
Ergo: Wie kam es zum
Unheil, zu dieser Loslösung oder Trennung vom Ursprung, vom
Göttlich-Geistigen in eine materielle, vergängliche Daseinsform?
Jesus selbst betonte: "Ich (Jesus) bin von oben her, ihr aber seid
von unten her." (Joh. 8,33).
Dazu passend lesen wir im AT: "Der Weg
des Lebens führt den Verständigen aufwärts, damit er fern bleibe vom
Totenreiche drunten." (Spr. 15,24). Ursprünglich habe Gott „die
vernunftbegabten Geschöpfe zur UNVERGÄNGLICHKEIT geschaffen und zum
Abbild seines eigensten Wesens gemacht. Aber durch den Neid des
Teufels kam der Tod in die Welt, und es erleben ihn alle, die jenem
angehören". (Buch der Weisheit, 2,23 ff). Mit Tod wird in der Bibel
auch die Trennung von Gott bezeichnet und deren Urheber, der Teufel
selbst; Leben bedeutet die Verbundenheit mit Gott.
Im NT wird dieser
Gedanke mit Jesus Sendung verknüpft: "Da nun die Kinder an Fleisch und
Blut Anteil bekommen haben (das heisst sterblich wurden!), hat in
ähnlicher Weise auch er (Jesus) ebendaran teilgenommen, damit er durch
den Tod den zunichte machte, der die Macht über den Tod hat (den
Teufel), und alle die befreite, die durch Furcht vor dem Tod (dem
Teufel) ihr ganzes Leben lang einer Knechtschaft verfallen waren."
(Hebr. 2,14-15). Vgl. Eph. 2,1-7.
Die Bibel berichtet an mehreren
Stellen von einem kosmischen Urdrama, dem Engelsturz. Jesus selbst
bezeugte: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ (Luk.
10, 18). In der Offenbarung lesen wir von einem „Krieg im Himmel“, wie
Michael gegen „den grossen Drachen, die alte Schlange, genannt der
Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt“ kämpfte und
wie dieser „geworfen wurde auf die Erde und seine Engel wurden mit ihm
geworfen [...] und eine Stätte war im Himmel für sie nicht mehr zu
finden“ (Off.12, 3-9). Vgl. 2. Petrus 2,4, Judas 1,6.
Der berühmte frühchristliche Lehrer und Kirchenvater Origenes
lehrte, dass wir Menschen gefallene Engel seien, die sich auf dem
Rückweg zu Gott befänden. Er bezeichnete die Erde, wo wir in einen
sterblichen Leib verkörpern und demzufolge dem Tod unterworfen sind,
bloss als ein „Zwischeneingekommenes“. Er betrachtete die vergängliche
Erde also nicht als erste Schöpfung Gottes, sondern als
Folgeschöpfung, als Lehrstätte für seine ursprünglich geistig und ewig
geschaffenen Geschöpfe.
Der grosse deutsche Dichter Johann Wolfgang
von Goethe beschrieb seinen Zugang zu diesem Thema in "Dichtung und
Wahrheit": „Und so ereignete sich das, was uns unter der Form des
Abfalls der Engel bezeichnet wird“. Auch er vertritt die
Auffassung, dass „alles das, was wir unter der Gestalt der Materie
gewahr werden“ erst aufgrund dieser Loslösung Luzifers von seinem
Ursprung entstanden sei.
Matthias Claudius, Verfasser des bekannten Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, bündelt seine Nachforschungen zum Thema folgendermassen: „Alle asiatischen Religionen, soweit wir gesehen haben, gründen sich auf dem Fall der Geister, so Engel als Menschen, und sind für diese das Gesetz und der Weg zur Wiederherstellung.“ Aus: „Sämtliche Werke“, Emil Vollmer Verlag München
Zeuge der Gegenwart: Rupert Sheldrake, visionärer Biologe (erforscht z.B. die Gedankenübertragung Haustier-Mensch und stellte die Hypothese der „morphogenetischen Felder“ auf) und Autor von „Engel - die kosmische Intelligenz“, beschäftigt sich mit Grundfragen der Evolution, des Geistes und des Lebens im Universum. Er sagt: „Der Fall der Engel geschieht im Anbeginn der Schöpfung, lange vor der Erschaffung des übrigen Universums.“
Mehr zum Thema Engelsturz, siehe Herbst, dort beim Kapitel Michaeli.
Auf der Grundlage obiger Fragen und Annahmen können folgende Axiome formuliert und ein Konzept abgeleitet werden:
Es gibt einen geistigen Gott als Quelle allen Lebens.
Wir sind geistig geschaffene Wesen, die einen materiellen Körper annehmen.
Wir gehen nach dem Tod dieses Körpers in die geistige Welt zurück.
Die geistig-göttliche Welt war ursprünglich in Harmonie.
Dann ereignete sich ein kosmisches Urdrama.
Demzufolge kam es zu verdichteten Energieformen, der Materie.
Wir Menschen hatten Anteil an diesem Urdrama und müssen deshalb den Weg durch die materiellen Formen gehen.
Die Trennung zwischen geistig-göttlicher Welt und Materie soll letztlich überwunden / geheilt werden, damit Gott wieder „alles in allem sei“. (1. Kor. 15,28). Christus hat den dazu notwendigen Brückenschlag in den Himmel vollbracht.
Heutige Quelle dieser Anschauung: www.glzh.ch
Bildhafte Erzählung zu diesem Konzept: “Die Geschichte vom Himmel, der Hölle und der Erde”, Christian Schmuki, 2015, Spirit Rainbow Verlag, oder direkt beim Autor: Ch. Schmuki, Höheweg 32, CH-3626 Hünibach, SCHWEIZ, Tel. 0041 33 243 41 85